Dieser Moment hat tatsächlich etwas Magisches – selbst für gnadenlose Weihnachtshasser.
Kinder bleiben gebannt stehen und staunen, Erwachsene greifen unwillkürlich zum Handy und wollen den Moment für die Ewigkeit festhalten. Jeden Tag zur blauen Stunde spielt sich dieses Schauspiel jetzt am Regensburger Rathausplatz ab.
Mit einem leisen Klicken rastet die Zeitschaltuhr ein und bringt 3 500 Lichter zum Leuchten. Jeden Morgen und jeden Abend für ein paar Stunden.
Doch was jetzt so festlich und leicht daherkommt, war ein Knochenjob. Vor die Romantik hat der liebe Gott nämlich harte Fakten gestellt: 1 Edeltanne, elf Meter hoch, rund eine Tonne schwer – und sie steht in Tegernheim, im Landkreis Regensburg. Das bedeutet: 1 Tieflader mit Kran, 5 Männer fürs Fällen, den Transport und das Aufstellen an Tag 1, Drei weitere Männer samt Hubwagen für 77 Lichterketten an Tag 2. Was für ein Aufwand!
Doch betrachtet man die Reaktionen, die der Weihnachtsbaum vor dem Alten Rathaus auch dieses Jahr wieder auslöst, lohnt sich all das.
Eine Familie aus Tegernheim hat die rund elf Meter hohe Edeltanne gespendet – und sich gewissermaßen von einem Familienmitglied getrennt. „Vor 35 Jahren hat mein Schwiegervater den Baum hier im Garten gepflanzt - als ganz kleines Tännchen", erzählt Otmar Tavcar mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Seine Frau Renate und ihn trieb die Sorge um, der Baum könne beim nächsten Sturm auf ihr Haus fallen. Trotzdem fiel die Trennung dann doch nicht ganz so leicht wie gedacht.
Bürgermeisterin Getrud Maltz-Schwarzfischer ist den Spendern sehr dankbar: „Dieser schöne Weihnachtsbaum passt wirklich ganz wunderbar auf den Rathausplatz.“
Die dichte und gerade gewachsene Tanne wird ihre Sache bestimmt gut machen. Sie hat bereits Erfahrung als Weihnachtsbaum: Jahrelang stand sie geschmückt mit Lichtern in der Adventszeit im Garten der Familie aus Tegernheim.
Familie Tavcar will ihren Baum baldmöglichst am Rathausplatz besuchen kommen – und im eigenen Garten wieder ein neues Bäumchen pflanzen.
