Streifzug für die Sinne

Der Kunstwanderweg Hirschwald

Beim Wacholder haben sich Hanna Regina Uber und Robert Diem ordentlich verschätzt. Für Köferings Beitrag zum Kunstwanderweg Hirschwald mussten die beiden "nachsitzen". Nicht nur deshalb war dieses Projekt eine Premiere für das Künstler-Paar.

Köfering sei tatsächlich die kniffeligste der acht Kunstwanderstationen gewesen, gesteht Hanna Regina Uber mit einem Augenzwinkern. Wie bei allen anderen Beiträgen zu diesem besonderen Projekt hatte sie vorab eine Skizze gefertigt - und war beim Durchzählen auf 100 Wacholder-Nadeln gekommen. Sicherheitshalber fertigten Uber-Diem aber noch ein paar mehr an. Doch auch das war nicht genug. 

Philosophische Fragen

Drei-, viermal mussten sie und ihr Mann noch über 400 kleine Bronzeteile nachgießen, bis der Kubus die gewünschte Wirkung entfaltete. Jetzt schmückt er den Köferinger Dorfplatz - als eines der acht Kunstwerke, die die Gemeinden des Naturparks Hirschwald auf einem Kunstwanderweg verbinden. Dabei geht es nicht nur um den sportlich-körperlichen Aspekt: Wer sich auf diesen Weg macht, ist laut Uber auch eingeladen zu einem Streifzug "durch eine Sinnenwelt", die philosophischen Fragen "nachgeht". Im doppelten Wortsinn. Für Uber-Diem, obwohl in der Region und darüber hinaus sehr stark vertreten bei Kunst im öffentlichen Raum, ein bislang einzigartiges Projekt.

Rund vier Jahre dauerte es von den Anfängen bis zur Einweihung der letzten Station in Amberg Mitte Juli. Für Uber ein "absolut reizvolles" Projekt - "vor allem wegen des Spielraums, den wir hatten": Das Künstlerpaar hatte keine thematischen Vorgaben, mit welcher Art Kunstwerk jede einzelne Hirschwald-Gemeinde repräsentiert werden sollte. Spannend fand Uber gerade diesen Teil, in dem die beiden die Stärke, ein ganz besonderes Merkmal jeder Gemeinde herausarbeiteten. "Dabei haben wir wahnsinnig viel gelernt", bekennt Uber - "über die Region, ihre Menschen und wie die sich selbst sehen". 


Figürlich und abstrakt

Den Gemeinden ging es ähnlich: So sei die Künstler-Idee, dass das Kloster Ensdorf mit seiner Umweltstation und das Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit "etwas Verbindendes haben", im Ort "gar nicht so präsent gewesen". Genossen haben Uber-Diem die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien (von Bronze bis Carbonfaser), und zwar sowohl figürlich als auch abstrakt. Über Facebook haben die beiden schon viele positive Rückmeldungen.Den Kunstwanderweg empfindet Uber als Bereicherung, denn er lege "den Fokus auf die immateriellen Werte". Die Beschäftigung mit Fragen wie "Was ist unsere Kultur? Wie definieren wir uns?" hat für die Künstlerin einen so nicht beabsichtigten, aber derzeit sehr aktuellen Hintergrund: "Je mehr man über seine eigene Kultur weiß, desto weniger muss man vor der anderen Angst haben. Nur wer sich seiner Kultur nicht bewusst ist, hat Angst, dass ihm etwas weggenommen werden könnte."

"Der Werde-Gang"

"Der Werde-Gang" ist direkt neben der Georgskirche in Hausen zu finden. "Es geht um den Lebensweg, um Zeit und Raum, das Unterwegssein", so beschreibt Hanna Regina Uber diese Arbeit, die sie und Robert Diem gemeinsam mit ihrer Amberger Künstler-Kollegin Marion Mack geschaffen haben. "Thematisch befasst sich die Skulptur mit der Transformation - den Weg vom Materiellen zu Spirituellen, also von äußeren zu inneren Werten" mit einem Schuh als Metapher.

Prinzessin Anna

Prinzessin Anna, die Tochter von König Ludwig des Bayern, die hier einst verstorben ist, und deren Mumie in einem Schrein in der Klosterburg aufbewahrt wird, ist das Kastler Kunstwerk gewidmet. Hier haben Hanna Regina Uber und Robert Diem mit dem ortsansässigen Künstler Michael Pickl zusammengearbeitet. Ihr Thema: Gibt es ein vorbestimmtes Schicksal? Besteht eine größere Gerechtigkeit, einen göttlichen Plan den wir nicht einsehen können?

Visionäre in alten Mauern

"Visionäre in alten Mauern" heißt das Kunstwerk hier. Durch zukunftorientiertes Denken und Handeln die Schöpfung bewahren, dafür steht der "Keim des Lebens" im Zentrum der Skulptur. Er thematisiert die erneuerbaren Energien und den Umgang mit der Natur - eine Verbindung zum dortigen Kloster und zum Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit (ZEN).

Pan

"Pan" heißt Riedens Kunstwanderstation. Der Ziegenbock, hier als Bronzeskulptur der Künstlerin Cécile Wolfram, ist ein mytisches Wesen, aber auch Markenzeichen Riedens und ein Symbol der Naturverbundenheit: Einst trieben die Hirten aus Rieden ihre Ziegen entlang der Vils durch den Hirschwald. Dies trug den Menschen den Namen Goaßländer ein.

Alles im Fluss

"Alles im Fluss": Für das Naturerleben im Naturpark Hirschwald spielen Vils und Lauterach eine zentrale Rolle. Diese beiden Flüsse treffen in Schmidmühlen aufeinander. Hier entstand durch einen historischen Handelsweg von Nürnberg nach Regensburg um das Jahr 1000 herum ein bedeutender Binnenhafen. Der Transport von Salz und Erz machten den Ort reich.

Ein-Blick

Der "Ein-Blick", ein Wacholder-Kubus auf dem Köferinger Dorfplatz, soll dazu animieren, nicht an er äußeren Form hängen zu bleiben: Das Verständnis wächst erst, "wenn man in die Tiefe der Dinge vordringt", sagt Hanna Regina Uber.

Flüsternde Winde

"Flüsternde Winde" greift eine Besonderheit dieser Marktgemeinde auf - das Fledermaushaus. Seit jeher ranken sich um die Fledermaus fantastische Geschichten. Ihre bizarre Anatomie und die Aktivität in der Nacht faszinieren die Menschen. Das Kunstwerk für Hohenburg nimmt Bezug auf die Anatomie der Fledermausflügel.

Objektion

Die Skulptur "Objektion" (Übertragung einer seelischen Erlebnisqualität auf einen Gegenstand) reflektiert die Veränderung, Entwicklung und Herausforderung des Menschen. Welche Kräfte wirken? Was prägt und formt uns? Diese Fragen werfen Uber-Diem in diesem Werk auf. "Im Reflektieren über die eigene Biografie entsteht Verständnis. Verständnis macht emotional autonom und befreit", erläutert Uber. Im Zentrum des Kunstwerks steht der Mensch in einem Tor, das für Amberg steht und anhand markanter Zahlen die Metamorphose der Stadt vom einstigen Militärzentrum hin zum modernen Bildungsstandort sichtbar macht.


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Text: Heike Unger

Bilder: Petra Hartl

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