KHWE - Die jungen Ärzte (3) 

Ausländische Assistenzärzte im Porträt 

Teil 3

"Kein Wurf ins kalte Wasser"

Der indische Arzt Pratik Teggi (27) kam im Herbst 2015 in den Kreis Höxter - für den Integrationskurs, den ausländische Ärzte für ihre Zulassung in Deutschland brauchen.

"Den Tipp hatte ich von einem indischen Bekannten. Der Kurs war super und wir wurden sehr gut betreut. Die KHWE hat alles für uns geregelt - essen, wohnen, Behördenkram." 

Zuvor hatte er bereits einen Integrationskurs in Dresden begonnen - und abgebrochen, weil er ihm nicht gefiel. Er schmunzelt...

"Als ich von Indien nach Dresden kam, hatte ich gar nicht so einen großen Kulturschock. Aber als ich von Dresden ins beschauliche Höxter kam, war das schon eine große Umstellung."

Pratik kommt aus einer indischen Millionenstadt, spricht alleine sechs indische Sprachen und Englisch. Sein Deutsch: mit kleinem Akzent einwandfrei. Der junge Anästhesist wirkt ruhig, freundlich, zuvorkommend. Der Grund, warum er bei Patienten wie Kollegen beliebt ist.

Eigentlich wollte Pratik nach dem Studium in Indien und einem Jahr Praxiserfahrung in die USA gehen, wo sein Bruder als Ingenieur arbeitet.

"In Indien ist es schwierig, Weiterbildungsstellen zu bekommen. Deshalb entscheiden sich viele indische Ärzte für das Ausland, die meisten für Großbritannien oder Amerika."

Dass Pratik sich doch noch für Deutschland entscheidet, hat auch mit seiner Tante zu tun - einer Deutschlehrerin, die fünf Jahre hier gelebt hat.

"Sie hat mir viel beigebracht, auch über die deutsche Kultur. Ich hatte das Gefühl, dass das hier richtig für mich ist. Und so ist es."

Pratik wird nach dem Integrationskurs als Assistenzarzt im Anästhesiologischen Institut am Klinikum Weser-Egge angestellt. Am Anfang habe er schon Angst gehabt, erzählt er, sich aber innerhalb weniger Tage total wohl im Team gefühlt. Und sein Chef sei der beste, den er sich vorstellen könne.

"Er gibt sich viel Mühe, dass wir Assistenzärzte gut ausgebildet werden, und legt auch Wert darauf, dass es uns privat gut geht. Als neulich meine Eltern zu Besuch waren, hat er sie hierher ins Klinikum eingeladen und sie durchs Haus geführt. Sie waren mächtig stolz."

Im OP ist Pratik in seinem Element, besonders wenn im Notfall schnell die richtigen Entscheidungen getroffen werden müssen.

"Ich mag den Adrenalin-Kick. Du brauchst Besonnenheit und starke Nerven. Und du musst gut mit den Kollegen klar kommen."


Für Pratik ist die Ausbildung am Klinikum Weser-Egge ein großes Glück.

"Hier ist ein idealer Ort für Anfänger. Man wird vernünftig eingearbeitet und nicht ins kalte Wasser geworfen wie in vielen anderen Häusern."