Ein Bericht aus Palästina

Unsere Volontärin berichtet

Ein Bericht, geschrieben am 24.08.17 von unserer Volontärin, Katja, welche von Juli bis September ein Volontariat in Palästina absolviert.

Kurz vor meiner Abreise Ende Juli drohte in Jerusalem die Tempelberg Krise zu eskalieren. In den Zeitungen las man von Straßenschlachten, Verhaftungen und den Versuchen der internationalen Gemeinschaft, der Lage Herr zu werden. Lange habe ich mir daher überlegt, meine Reise nach Palästina um einige Tage zu verschieben und die Situation weiter zu beobachten. Nach diversen Gesprächen mit Freunden in Israel und Palästina, die mir versichert hatten, dass die Lage weder gefährlich noch abnormal sei, habe ich mich jedoch entschlossen, doch zu reisen. Diese Entscheidung habe ich bis jetzt kein bisschen bereut. Im Gegenteil. Ich habe schnell gelernt, dass Normalität relativ ist und in Palästina anders verstanden wird als bei uns in der Schweiz. Trotz aller Bestrebungen, den Besatzungszustand nicht zu normalisieren, ist der palästinensische Alltag doch geprägt von Diskriminierung, von schwer bewaffneten Soldaten und regelmäßigen Straßenschlachten.

Journey for Justice in Hebron

Von diesem Alltag erfuhr ich insbesondere während meiner ersten Woche in Palästina als Teilnehmerin der von der JAI organisierten Journey for Justice. Die Journey for Justice führte mich als Teil einer Gruppe internationaler und palästinensischer Studenten quer durch Palästina. Besonders eindrücklich war der Besuch der Altstadt von Hebron. Aufgrund der Sicherheitsmassnahmen, welche die Israelis nach dem Ibrahimi-Moschee Massaker 1994 erliessen, ist die Altstadt noch heute wie ausgestorben. Die Shuhada Strasse, einst das ökonomische Zentrum der Stadt, ist für Palästinenser geschlossen. Sämtliche Zugänge zur Altstadt werden von israelischen Soldaten kontrolliert.

«Ein weiteres Highlight der Journey for Justice war die Arbeit auf von Konfiskation bedrohten Feldern»

Während sich an den Hängen rund um die Felder Baustellen zur Erweiterung von Siedlungen befinden, arbeiten die Bauern hier trotz Sommerhitze jeden Tag, um ihr Land zu kultivieren und es so vor der Beschlagnahmung zu schützen.

Trotz oder gerade wegen dieser entmutigenden Realität, sind die Palästinenser sehr standhaft. Wie es ein palästinensischer Professor während der Journey for Justice ausdrückte, ist „existence" für Palästinenser „resistance“. So freuen sich viele Palästinenser über ausländischen Besuch und die Möglichkeit, von ihrem Leben und ihren Erfahrungen zu berichten. Aus den Gesprächen mit Besuchern schöpfen sie Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft sie trotz allem nicht vergessen hat.

Ghost Market in Hebron