1000-Schritte-Tour

INKA LYKKA KORTH / Text / Fotos / Videos

Nein, wir haben nicht gezählt und wissen daher nicht, ob wir wirklich auf 1000 Schritte gekommen sind. Da ein Schritt aber kein genormtes Längenmaß ist, sondern je nach Körpergröße variiert und bei manchen Menschen nur 60, bei anderen 70 und mehr Zentimeter beträgt, lässt sich die Länge einer Tour in Schritten sowieso nur grob bemessen. In diesem Fall geht es lediglich darum, deutlich zu machen: Die Tour ist keine große Wanderung, sondern ein kleiner Spaziergang, für den man sich dennoch 90 Minuten Zeit nehmen sollte, zumindest dann, wenn man sich von Bernhard Meißner oder einem seiner beiden Kollegen führen lässt.

Von wegen Ruhestand! Bernhard Meißner kehrt immer wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurück. Wo einst sein Schreibtisch stand, zeigt er heute Besuchern die freigelegten, mächtigen Eichenbalken des historischen Mühlengebäudes, das von 1971 bis 2003 Sitz der Samtgemeinde Flotwedel war, danach viele Jahre leer stand, bis es im Dezember 2011 als Kulturhaus wiedereröffnet wurde. Seitdem finden dort, wo zunächst Mehlsäcke befüllt und später Akten bearbeitet wurden, Kunstausstellungen, Konzerte und Vortragsveranstaltungen statt. Und auch die Touristinformation ist in dem stattlichen Fachwerkgebäude untergebracht. Der ehemalige stellvertretende Samtgemeindedirektor Bernhard Meißner ist heute ehrenamtlich tätig, engagiert sich im Verkehrsverein der Samtgemeinde. Mit seiner Tour 1000 Schritte durch Wienhausen bietet er Wienhausen-Besuchern eine kompakte und kurzweilige Ergänzung zu den Klosterführungen. Mit Otto Munzel und Hans-Heinrich Heidmann stehen für die Tour zwei weitere orts- und geschichtskundige Führer zur Verfügung. 15 Termine für die 1000-Schritte-Tour bietet das Trio von Anfang April bis Ende Oktober an. Darüber hinaus können Gruppen zusätzliche Termine vereinbaren.

2 x 2

Auf der kleinen Zeitreise erfahren die Teilnehmer nicht nur viel Interessantes aus der Geschichte und hören so manche Anekdote, sondern sie sehen gewissermaßen doppelt, und das gleich zweimal. Welcher Ort außer Wienhausen hat schon zwei Kirchen und zwei Mühlen zu bieten, die beide direkt nebeneinander stehen?! Die Gemeindekirche St. Marien hat ihren Ursprung im ausgehenden ersten Jahrtausend, ist somit noch deutlich älter als das im 13. Jahrhundert erbaute Kloster. Die Klosterkirche mit Nonnenchor im Obergeschoss und Pilgersaal im Erdgeschoss wurde so errichtet, dass der Ostgiebel an den Westgiebel der Gemeindekirche grenzt, die im späten Barock zu Beginn des 18. Jahrhunderts umfassend umgebaut wurde. Heute sind die ursprünglich miteinander verbundenen Kirchenräume durch eine Holzwand abgeteilt und werden getrennt genutzt.

Der Mühlenstandort wurde erstmals im Jahr 1352 urkundlich erwähnt. Die Wassermühle hatte vorrangig das Kloster mit Mehl zu versorgen. Knapp 200 Jahre später war die Mühle marode und sollte abgerissen werden. Herzog Ernst der Bekenner erlaubte, in seinen Wäldern Holz für einen Neubau zu schlagen. Allerdings soll der Propst des Klosters, Heinrich von Cramme, das Holz unterschlagen haben. So kam es erst 1591 zum Neubau der Mühle, die nach der Reformation an die Landesherrschaft gefallen war.

Neben dieser Mühle wurde um 1780 eine weitere Getreidemühle errichtet. Sie war bis 1963 in Betrieb. Die Mühle nebenan erhielt 1909 einen Generator zur Stromerzeugung. Jahrzehnte lang wurde der gesamte Ort von dort mit Elektrizität beliefert.Erst 1956 wurde Wienhausen an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen.

Die Fabian-Eiche und Trauinsel sind zwei der zahlreichen weiteren Stationen der 1000-Schritte-Tour. Was es damit auf sich hat, verrät Bernhard Meißner beim Rundgang ....

INFO Die Termine: 2. Juli, 16. Juli, 30. Juli, 13. August, 27. August, 10. September, 24. September, 8. Oktober und 22. Oktober (jeweils Sonnabend 14 Uhr). Start: Kulturhaus (Mühlenstraße 5). Kosten: 4 Euro, Kinder frei. Kontakt: Verkehrsverein Flotwedel Wienhausen, Telefon 0 51 49/88 97.