Chlorfreier Badespaß

... und auch sonst alles öko auf dem Uhlenköper-Campingplatz

CHRISTINE KOHNKE-LÖBERT / Text / Fotos / Videos

FRIEDERIKE KOHNKE / Fotos 

LUKAS LÖBERT / Videos

Alles begann damit, dass die Westerweyher in den 1950er Jahren ein eigenes Schwimmbad haben wollten. Und weil sie eine zupackende Art haben, zögerten sie nicht lange und begannen mit der Anlage eines kleinen Bades am Westerweyer Bach. Die ersten Gastarbeiter Uelzens – damals noch Fremdarbeiter genannt – halfen bei der Arbeit. Die Anlage war denkbar einfach: vier Betonwände. Einen festen Boden hatte das Schwimmbad nicht, aber die Westerweyher waren trotzdem mächtig stolz darauf. Es entstanden ein Kassenhäuschen und die Umkleidekabinen und eine große Liegewiese auf dem grünen Gelände zwischen Festplatzweg und Waterbusch. Den Ort hatten sie gut gewählt, denn noch heute ist das Fleckchen am Wasserbusch besonders idyllisch. »Man sagt, dass alle Westerweyher Kinder hier schwimmen gelernt haben«, erzählt Thomas Körding und holt einen frischen Cappuccino aus dem Bioladen mit Post, Imbiss und Café. Den gab es damals natürlich noch nicht, ebensowenig wie den Öko-Zeltplatz Uhlenköper-Camp. Weil die Stadt Uelzen in den 1980er Jahren noch Geld in den Kassen hatte, entschlossen sich die Stadtväter dazu, hier einen Campingplatz zu bauen. Ein Landschaftsarchitekt entwarf die großzügige Anlage, die in ihrer Form noch heute zu erkennen ist. Hinzu kam ein neues kleines Chlorschwimmbad. Als das Geld knapper wurde, gab die Stadt Uelzen den Campingplatz in Westerweyhe in private Hände.

»Im Jahr 2001 haben meine Eltern den Campingplatz übernommen und sich damit einen großen Wunsch erfüllt«, erinnert sich Thomas Körding.

Familienunternehmen: Michaela, Gertrud, Dieter und Thomas Körding.

Die Eltern Gertrud und Dieter waren zu dieser Zeit keine jungen Berufsanfänger mehr. Sie lebten damals in Osnabrück, in einem Haus, das Ihnen, als ihre drei Kinder eigene Wege gingen, recht groß und leer vorkam. Zudem musste Dieter Körding aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit aufgeben. »Es stand die Frage im Raum, wie es weitergehen soll«, erzählt Sohn Thomas. Als begeisterte Camper überlegten sich die Beiden, noch einmal neu zu beginnen und das Urlaubsvergnügen zu ihrer täglichen Arbeit zu machen – ein Traum, den sie immer wieder geträumt hatten. Sie sahen sich also nach einem geeigneten Campingplatz um – und in Uelzen wurden sie fündig. »Die Entscheidung fiel ihnen sehr leicht, weil es hier so schön ist,« sagt Thomas Körding. So wurde das Haus in Osnabrück verkauft, und die Familie siedelte in die Südheide um. Die Großeltern kamen auch mit, ebenso Tochter Michaela. Sohn Thomas, der damals noch Offizier bei der Bundeswehr war und sich um den Geschäftsplan kümmerte, folgte als Nachzügler. Ein richtiges Gemeinschaftsvorhaben eben.

Das Uhlenköper-Camp aus der Vogelperspektive

Quadrocopter-Pilot: Lukas Löbert

Familie Körding, die ihr eigenes Leben aus Überzeugung nach ökologischen Grundsätzen ausgerichtet hatte, beschloss, dies auch für den gesamten Campingplatz zur Grundlage zu machen. »Das ging natürlich nicht auf einmal, sondern wir haben Stück für Stück daran gearbeitet«, erinnert sich Thomas. Auf dem Weg begleitet wurden sie von der Organisation Ecocamping, die sie auch auf die Zertifizierung vorbereitete. »Der ganze Platz wurde durchleuchtet, angefangen vom Licht, übers Wasser- und Energiesparen bis hin zu den Grünanlagen, dem Laden und der Mülltrennung.« Heraus kam ein umfassendes Erneuerungsprogramm, in dessen Mittelpunkt zunächst der Umbau des Schwimmbades stand. Die alte Anlage wurde komplett abgerissen und durch ein Naturfreibad ersetzt. Eine Pflanzenkläranlage und Bodenfilter aus Vulkangestein sorgen nun für die Reinigung des Wassers, das in einem stetigen Kreislauf abgesaugt, gefiltert und wieder zugeführt wird.

Ein Molch im klaren Wasser des Klärbeckens

Auch die Außenanlagen wurden unter die Lupe genommen. »Es sieht jetzt vielleicht nicht ganz so ordentlich aus, wie man das gewohnt ist, dafür werden aber keinerlei Spritzmittel eingesetzt«, so Thomas Körding. Ehrlich gesagt, beim Blick ringsum kann man als Gast von Unordnung nicht so viel entdecken. Scheinbar braucht es gar kein Gift, um Beete, Wege und Wiesen sauber zu halten.

Die zweite ganz große Aufgabe war die Umstellung des Ladens. Schritt für Schritt verschwanden die konventionellen Waren aus den Regalen. Dafür werden hier jetzt Bioprodukte aus der Region verkauft. »Der so ziemlich letzte Punkt war das Eis«, erzählt Gertrud Körding, die im Laden den Hut auf hat. Es gibt nämlich kein Bio-Eis aus der Region, und da musste auf einen anderen Anbieter zurückgegriffen werden. Den Anstoß dazu gaben die Gäste. »Unsere Gäste weisen uns manchmal auf Dinge hin, an die wir gar nicht gedacht haben. Es sind so viele Kleinigkeiten, die man ändern kann«, so Gertrud Körding. Auch der im Landkreis Uelzen ansässige Verein ÖkoRegio habe viele Impulse gegeben.

Mit der Umstellung haben Kördings gute Erfahrungen gemacht. Ihre Gäste sind ihren Weg mitgegangen, auch, weil sie ihnen Zeit gegeben haben, sich darauf einzustellen. Viele Camper kommen jetzt aber auch gezielt zu ihnen, weil sie Wert auf einen sorgsamen Umgang mit der Natur legen und dies auch in ihrem Campingurlaub so halten möchten.

Rund um den Campingplatz bietet Familie Körding viele Freizeitaktivitäten an. Natürlich können immer noch alle Westerweyer Kinder zum Schwimmen herkommen, denn das Bad ist nicht nur für die Campingplatz-Gäste da. Außerdem kann man sich Kanus ausleihen, an Geocaching-Touren teilnehmen oder Fahrräder mieten. Für Familien gibt es als besonderen Spaß das Conference-Bike, ein Fahrrad für sieben – einer lenkt und sieben treten in die Pedale! Wer möchte, kann sogar Bogen schießen lernen. Ach ja, und Toben ist erlaubt.

Es gibt viele Spielangebote für Kinder und sogar einen kleinen Streichelzoo. Kaninchen und Meerschweinchen sind hier ebenso zuhause wie die beiden dicken Hängebauchschweine Tim und Taler. Die lassen sich von neugierigen Gästen selten aus der Ruhe bringen und genießen lieber die Sonne auf dem Bauch. Wenn sie sich nicht gerade im Matsch suhlen oder im Bach baden.

Die Kaninchen sind die Lieblinge der kleinen Gäste.

Manchen Menschen gefällt es bei den Uhlenköpern so gut, dass sie sich für längere Zeit hier einquartieren. So wie Alina mit ihrem Freund und den Töchtern Mayla Momo und Elaine Luna. Die vier wohnen in der großen Jurte.

»Wir sind im April hier eingezogen, weil wir mit unseren Kindern so freundlich aufgenommen wurden und weil es uns hier so gut gefällt«, erzählt Alina. Die junge Familie brauchte einen Platz, nachdem sich ihre Wohngemeinschaft auf einem alten Bauernhof aufgelöst hatte. Irgendwann soll es vielleicht wieder ein Bauernhof werden, aber jetzt möchten sie erst einmal eine Weile in der Jurte bleiben. Sie haben auf dem Gelände sogar Platz gefunden, um eigenes Gemüse anzubauen. »Wir möchten naturnah leben und viel Zeit miteinander verbringen«, sagt Alina, während sie der Schaukel, auf der die kleine Mayla sitzt, einen Schubs gibt.

Spaß beim Schaukeln

Die große Schwester Elaine zeigt, dass sie das schon ganz alleine kann. Und während Mayla es gar nicht toll findet, dass die Drei vom Spielplatz nun zurück zur Jurte gehen, eilt Elaine eifrig vorneweg, um den Gästen ihr Zuhause zu zeigen. »Das ist unsere Sonne«, sagt sie mit Blick auf die hellgelbe Papiersonne, die von der Zeltwand baumelt. Dann hopst sie fröhlich um den kreisrunden Lichtfleck, den die richtige Sonne von oben in die Jurte schickt.

Wer keine Lust hat, abends oder bei Regen sein Zelt aufzubauen, kann neuerdings in der Schlummertonne nächtigen. Die runden Campingfässer bieten – man glaubt es kaum – Platz für vier Personen. 

Für Kindergruppen stehen Tipis bereit. Wer gerne einmal einen Kindergeburtstag mit Lagerfeuer und gemeinsamer Übernachtung feiern möchte, ist hier richtig.


Und wer nun gar nicht mehr weg oder einmal auf dem Campingplatz den Winter erleben möchte, der kann sich im Mobilheim einquartieren. Hier ist es warm und gemütlich wie in einem richtigen kleinen Haus. Für Backpacker wie Sylvio kommt das natürlich nicht infrage. Der 34-Jährige hat sich eine Auszeit verordnet, ist auf Wanderschaft in Richtung Norden.

Vier Wochen ist er schon unterwegs und legt nun einen Zwischenstopp in Westerweyhe ein. »Ich bleibe noch einen Tag länger«, meint er, »weil es hier so nett ist. Genau richtig zum Entspannen.« Den Winter möchte er bei einem Kumpel in Finnland verbringen. Na, hoffentlich muss er dann nicht in seinem kleinen Zelt übernachten …

In Finnland gibt's zum Glück fast überall eine Sauna zum Aufwärmen. Das Uhlenköper-Camp lockt stattdessen mit einem Hot Pot – einer Art Outdoor-Badewanne am Rand des Schwimmbeckens.