Allerlei am Fluss

Herbstliche Wandertour von 
Wienhausen nach Osterloh





INKA LYKKA KORTH / Text / Fotos 

Banger Blick gen Himmel: In der Wetterküche da oben braut sich was zusammen. Fast schwarz sind die Wolken-ungetüme. Entsprechend bedrohlich wirken sie. Egal, wir sind weder wasserscheu noch Schönwetterwanderer, und ehrlich gesagt mögen wir diese dramatischen Lichtstimmungen, die entstehen, wenn die Sonne von Flächen- auf Punktbeleuchtung umschaltet und ihre Strahlen durch die Löcher in der Wolkendecke jagt und auf der Landschaft einen Flickenteppich aus Licht und Schatten ausbreitet. Das ist großes Kino, und das gibt es sogar gratis – in 3D und auf einer gigantischen Panoramaleinwand.

Der Himmel sieht bedrohlich aus.

Anfang Oktober ist noch nicht Anfang November, aber wer will es dem Herbst übelnehmen, wenn er sich auch jetzt schon einmal ein wenig austobt!? Wir ziehen vorsorglich die Kapuze über den Kopf und machen uns auf den Weg. Den Wagen haben wir auf dem Parkplatz an der Aller zwischen Wienhausen und Oppershausen abgestellt. Über die Brücke gehen wir nach Oppershausen, aber nicht in den Ort hinein, sondern biegen am Ortsrand links ab in die Osterloher Straße. An der nächsten Kreuzung biegen wir abermals links ab. Der Maschweg beginnt als schmale Asphaltstraße, geht dann aber in einen gepflasterten Feldweg mit Grünstreifen in der Mitte über, der in einigem Abstand parallel zur Aller verläuft – zunächst über freies Feld, dann am Waldrand entlang.

Von den abzweigenden Waldwegen wählen wir den dritten, um nach Osterloh zu gelangen. Wir sind überrascht: Was von weitem wie ein langweiliger Kiefernforst aussah, stellt sich als Mischwald mit üppiger Vegetation heraus.

Wir wandern weiter und erreichen alsbald die Osterloher Berge, einen Dünenzug, auf dem trotz Aufforstung noch trockene, sandige Magerrasenflächen zu finden sind, die als ökologische Nische für verschiedene Tier- und Pflanzenarten vom NABU gepflegt wird. 

Die Kapuzen haben wir längst abgestreift, denn die Sonne hat es geschafft, einige größere Löcher in die Wolkendecke zu reißen.

Zwischendurch zeigt sich sogar kurz die Sonne.

Der Lange Kamp, auf dem wir in den Ort gekommen sind, mündet in die Osterloher Landstraße. Deren Verlauf folgen wir nach Süden, in Richtung Allerwehr. 

Hinter hohen Zäunen und massiven Toren steht hier eine Villa neben der anderen, und fast alle sind Neubauten. Die vergleichsweise abgeschiedene Lage direkt am Stadtrand von Celle hat das kleine Osterloh offenbar zu einer begehrten Adresse für zahlungskräftige Städter werden lassen, die sich hier ihren Traum vom repräsentativen Wohnen auf dem Land verwirklicht haben. In der Ortsmitte gibt es aber noch einige sehenswerte alte Häuser, die vom einstigen Charme des kleinen Dorfes in der Allerniederung zeugen.

Infotafel am Allerwehr bei Osterloh.

Am Allerwehr informiert eine Tafel über das Projekt »Natur erleben in der Allerniederung bei Osterloh« und weist den Weg zu zwei Aussichtshügeln, von denen sich das Renaturierungsgebiet überblicken lässt. Seit 2007 wird auf einer Gesamtfläche von 38 Hektar die Auenlandschaft wieder in einen naturnahen Zustand zurückversetzt, indem ein abwechslungsreiches Relief aus feuchten Senken und trockenen Sandkuppen geschaffen worden ist, um so die Lebensbedingungen für die vielen schutzbedürftigen Tier- und Pflanzenarten der Allerniederung nachhaltig zu verbessern. Der NABU, der einer der Projektparter ist, informiert unter der Adresse nabu-celle.de über die Fortschritte und gibt Termine für naturkundliche Führungen durch das Gebiet bekannt.

Hier, am Allerwehr, kommt das Wasser des bis dorthin träge fließenden Flusses mächtig in Bewegung. Sprudelnd, tosend und schäumend bahnt es sich seinen Weg durch die Hindernisse aus Beton und Stahl, um nach dieser turbulenten »Achterbahnfahrt« wenige Meter flussabwärts schon wieder in die alte Lethargie zu verfallen.

Sogar im Oktober sind noch Wasserwanderer auf der Aller unterwegs.
Das Allerwehr ist zugleich eine Brücke, auf der sich der Fluss zwischen Osterloh und Bockelskamp überqueren lässt.

Nachdem wir an diesem Wehr den Fluss überquert haben, wandern wir nun ein gutes Stück auf dem gepflegten Allerradweg am Ufer entlang gen Osten und dann nach Süden in Richtung Bockelskamp.

Graue Wolken, braune Kühe und ein weißer Schwan.

An einem Fußballplatz biegen wir links ab in den Maschweg.

An der nächsten Abweigung sollten wir uns eigentlich rechts halten, um durch Bockelskamp und an der Kreisstraße 50 entlang nach Wienhausen zu gehen, aber wir wollen uns noch die Stelle angucken, wo der Wienhäuser Mühlenkanal in einen der Aller-Altarme mündet, und gehen deshalb auf dem Maschweg weiter geradeaus, bis dieser endet. Über eine feuchte Wiese stapfen wir an zwei Teichen vorbei bis zur Kreisstraße. Wer sich keine nassen Füße holen will, sollte besser auf den Abstecher verzichten und den Weg durch den Ort wählen.

Schwäne auf dem Teich am Aller-Altarm.

An der Kreisstraße begleitet uns der Mühlenkanal das kurze Stück bis nach Wienhausen hinein. Direkt am Kanal entlang gelangen wir, vorbei am Kloster, zur alten Wassermühle, in der sich die Touristinformation befindet. 

Nach einem kleinen Rundgang durch die historische Keimzelle des Klosterfleckens folgen wir der Mühlenstraße bis zur Einmündung in die Landesstraße 311, halten uns dort links und erreichen nach ein paar Schritten unseren Ausgangspunkt an der Allerbrücke. Alternativ hätten wir auch durch den Klosterpark gehen können. Von dort führt ein Weg am Allerufer entlang zum Parkplatz an der Brücke. Just in dem Moment, als wir ins Auto einsteigen, beginnt es heftig zu schütten – und wir beglückwünschen uns augenzwinkernd zu dem guten »Timing«.

In der alten Mühle in Wienhausen befindet sich die Tourist-Information.

Hier geht es direkt zur Tourenkarte: