STADT, LAND, FLUSS

Vorbei an vielen Obstbäumen führt diese Tour durch die Gemeinde Barum nach Bad Bevensen

INKA LYKKA KORTH / Text und Fotos 

Das an der Bundesstraße 4 zwischen Uelzen und Bad Bevensen gelegene Doppeldorf Tätendorf-Eppensen ist ein idealer Ausgangspunkt für Radtouren in die hügelige Landschaft der Gemeinde Barum. Nach unserem Waldspaziergang im Naturschutzgebiet Der Lohn holen wir am Rastplatz neben der alten Eppenser Dorfschule unsere Falträder aus dem Kofferraum und fahren durch das Doppeldorf.

Tapfer widerstehen wir der Verlockung, uns auf der Terrasse des Scheunencafés an der Obstscheune niederzulassen und bei Kaffee und Kuchen den Weitblick über die Obstplantagen bei Barum zu genießen. Das wäre vielleicht doch zu unsportlich, haben wir doch gerade einmal einen Kilometer zurückgelegt. Schweren Herzens lassen wir das Café buchstäblich links liegen und rollen stattdessen bergab in Richtung Barum – die Richtung, aus der die fruchtigen Rohstoffe für den im Scheunencafé servierten Obstkuchen kommen. Beiderseits der Straße erstrecken sich großflächige Plantagen, auf der die Familie Reinhart vor allem Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschen sowie Erdbeeren und Himbeeren anbaut.

Unten im Mühlbachtal erreichen wir Barum, den Hauptort der kleinen Gemeinde und werfen einen Blick über die Mauer des alten Rittergutes und bestaunen die Kirche aus dem 13. Jahrhundert mit ihrem auffälligen, weißen, in Fachwerkbauweise errichteten Turm. Prominentester Einwohner des Ortes ist Biobauer Karsten Ellenberg, der sich auf den Anbau alter Kartoffelsorten spezialisiert hat und nicht zuletzt durch seine erfolgreiche Initiative »Rettet Linda« bundesweit bekannt wurde. Auch im Südheide-Magazin haben wir ihn schon vorgestellt (Calluna, Heft Sommer 2015). Kartoffelanbau in einer Obstbaugegend? Warum nicht, schließlich wird die Kartoffel auch als Erdapfel bezeichnet.

Ländliche Idylle in Barum. Der Ort liegt im grünen Tal des Barumer Mühlbachs.
Von Barum führt ein asphaltierter und von Obstbäumen gesäumter Wirtschaftsweg nach Norden, vorbei an einer blühenden Blumenwiese, die als »Insekten-Schutzzone« ausgewiesen ist – das Gemeinschaftsprojekt eines Imkers und eines Landwirts.


Nächste Station ist Seedorf, ein malerisches Heidedorf mit einer über 1000-jährigen Geschichte und einigen schönen Hofstellen. Mehrere der in parkähnliche Gärten mit altem Eichenbestand eingebetteten Bauernhäuser stehen unter Denkmalschutz. In der Ortsmitte lädt ein Rastplatz am Fuß des zum »Vogelhotel« umgebauten ehemaligen Transformatorenturms zu einer Pause ein.

Auf der alten Salzstraße, die hier in nördliche Richtung abzweigt, könnten wir bis Lüneburg fahren, wählen aber lieber den Weg nach Osten in Richtung Bad Bevensen. Der Radweg an der Landesstraße führt am Südrand des Waldgebietes Rießel vorbei und hinab ins Tal der Ilmenau, die Bad Bevensen zwischen Kurpark und Stadtzentrum durchquert.

Einst hatte das kleine Heidestädtchen, wie viele Kurorte, ein etwas angestaubtes Image, doch heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Da die Geschäfte in der Innenstadt auch sonntags öffnen dürfen, zieht die Fußgängerzone besonders an diesen Tagen viel Publikum an. Außerdem wird den Besuchern fast jeden Sonntag etwas geboten. Als wir in der Innenstadt eintreffen, findet dort gerade ein Trödelmarkt statt, auf dem vor allem antiker Hausrat angeboten wird.

An den Tischen vor den Cafés ist kaum noch ein Platz zu bekommen, und auch vor der Eisdiele hat sich eine lange Schlange gebildet. Wir stellen die Räder ab, und gehen über die Ilmenau-Brücke in den Kurpark, der durchaus etwas mediterranes Flair hat.

Während der anschließenden Kaffeepause zieht eine Schützenkapelle an uns vorbei, und Fussel, die uns auf unserer Tour im Fahrradkorb begleitet, klingeln dabei offenbar die Ohren, denn sie verkriecht sich schnell unter einem unserer beiden Stühle. Gut gestärkt radeln wir zum Bahnhof, unterqueren die Gleise im Fußgängertunnel und müssen nun auf der Sasendorfer Straße kräftig in die Pedale treten, um uns aus dem Ilmenau-Tal wieder auf die umliegenden Anhöhen emporzuarbeiten. In Sasendorf biegen wir nach Süden ab, fahren am städtischen Wasserwerk vorbei am Waldrand des Lohns entlang und peilen dabei den Funkmast auf dem Lindenberg an, der am Ortsrand von Tätendorf-Eppensen liegt.

Wieder am Auto, verstauen wir die Falträder im Kofferraum und genießen dann noch eine Zeit lang den herrlichen Ausblick vom Rastplatz an der alten Schule über den Lohn und das angrenzende Bauernland.

Mit knapp 18 Kilometern war die Tour nur eine Spazierfahrt, aber immerhin mussten wir unterwegs einen Unterschied von rund 60 Höhenmetern zwischen dem Ilmenautal und den Anhöhen bei Tätendorf-Eppensen bewältigen, und das bei einer Temperatur von fast 30 Grad. Vielleicht hätten wir zur Abkühling in die Ilmenau springen sollen – zum Wandern und Radfahren wäre dann als dritte Disziplin noch Schwimmen hinzugekommen. Aber bei der Hitze hatten wir keine Lust auf einen Triathlon