Oh, wie schön ist Obernholz

Eine Rundwanderung durch alle sechs Dörfer der Gemeinde und den namensgebenden Wald

INKA LYKKA KORTH / Text / Fotos 

Merkwürdig, dass es uns immer, wenn es Frühling wird, in die Gemeinde Obernholz bei Hankensbüttel zieht. Woran mag das liegen? Vielleicht an der sanft gewellten Landschaft mit Anhöhen, von denen bei guter Sicht in nordöstliche Richtung der Blick bis zum Drawehn-Höhenzug reicht. Vielleicht an den kleinen Dörfern, die vom Durchgangsverkehr weitgehend verschont geblieben sind und sich auch deshalb den Charme vergangener Zeiten bewahrt haben. Vielleicht an den vielen alten Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäumen, die Straßen und Wege säumen und im Frühling ihre weiße Blütenpracht entfalten. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus den genannten und noch weiteren Vorzügen, die diese Sechs-Dörfer-Gemeinde, die sich um das Waldstück Oberes Holz gruppieren, von dem sich der Gemeindename ableitet. Durchaus angenehm finden wir auch, dass wir auf unseren Wanderungen und Radtouren durch die vergleichsweise dünn besiedelte Landschaft meist mehr Kraniche als Menschen sehen. Nicht zufällig ist der Kranich der Wappenvogel der Gemeinde. Er schreitet auf schwarzem Grund, der das Schweimker Moor symbolisieren soll, das für die Kraniche und viele andere Vogelarten ein wichtiges Rast- und Brutgebiet ist.

Diesmal haben wir uns zum Frühlingsbeginn eine Rundwanderung vorgenommen, die alle sechs Obernholzer Ortsteile und das namensgebende Wäldchen einbezieht. Wir starten an einem klaren, sonnigen Sonntag in Steimke, das quasi nur einen Steinwurf von Hankensbüttel entfernt liegt.

Steimke war im Mittelalter ein Wallfahrtsort. In der Nähe des heutigen Feuerwehrgerätehauses stand einst eine Kapelle, zu der die Gläubigen pilgerten. Dr. Henning Tribian schreibt dazu in seinem im Calluna-Verlag erschienenen Buch "Kloster Isenhagen – Von der Gründung bis zur Reformation" (92 Seiten, zahlreiche Farbfotos, Softcover, ISBN 978-3-944946-01-06, € 9,90):

"Den Gläubigen, vermutlich noch mehr den Abergläubigen, wurde dort versprochen, dass sie gegen alle möglichen Gebrechen gefeit seien, wenn sie genügend zahlten und geistige Einkehr zeigten. Die Wallfahrer verehrten dort ein angeblich wundertätiges Vesperbild und eine angeblich wundertätige Heilquelle. Schon 1392 wurde festgelegt, dass die Einkünfte der Kapelle Steimke zu verwenden seien für Leibrente und Einkleidung von Klosterfrauen."

Am Denkmalweg findet sich schräg gegenüber einer Tafel, die an die Wallfahrtskapelle erinnert, ein Abstellplatz für das Auto, und hier, am Nordrand eines kleinen, von alten Eichen beschirmten Tales, steht auch das verwitterte Steinkreuz, das an den bei einem Sturz vom Pferd tödlich verunglückten Junker Georg von Blankenburg aus Steinhorst erinnert. Dessen Vater ließ das »Reiterkreuz« 1244 aufstellen. Ursprünglich stand es an der Straße nach Schweimke in der Nähe der Schmiede, war dort aber dem Straßenausbau im Weg und wurde an seinen heutigen Standort versetzt.

Auf dem Denkmalweg verlassen wir das Dorf in östliche Richtung, überqueren die kreuzende Kreisstraße nach Wierstorf und streben auf das Obere Holz zu. 

Wir bleiben auf dem Hauptweg, der durch das Wäldchen führt und bedauern ein wenig, dass die Buchen ihre Blätter noch nicht entfaltet haben. Wir waren schon einmal im Mai hier, als die Sonne das frische Buchengrün leuchten ließ. Leider haben, wie fast überall in der Gegend, die Stürme des vergangenen Herbstes auch hier gewütet und viele Bäume zu Fall gebracht.

Vom südöstlichen Waldrand genießen wir eine Weile den weiten Ausblick, bevor wir auf einem Feldweg zur einspurigen Straße Hankensbüttel-Wentorf gelangen. Sie ist wenig befahren, und so macht es uns nichts aus, auf ihr bis in den Ort hinab zu wandern, zumal sie auch ganz offiziell als Wanderroute ausgewiesen ist – als Teilstück des europäischen Fernwanderwegs E6.

In Wentorf gibt es eine geologische Besonderheit: arthesische, alsoselbstsprudelnde Brunnen, die ohne Pumpen Wasser fördern. Der am besten erhaltene Brunnen befindet sich auf dem Hof Pesel an der Straße Richtung Wollerstorf.

In der im Calluna-Verlag erschienenen Broschüre "Entdeckertour – Exkursionsführer zu Kulturdenkmälern in der Samtgemeinde Hankensbüttel" (48 Seiten, zahlreiche Farbfotos und eine Ausklappkarte, € 4,50) geht der Autor und Geologe Dr. Henning Tribian näher auf dieses Phänomen ein.


Wir gehen immer geradeaus durch das Dorf hindurch und weiter in die Feldmark, nehmen den ein Stück vor dem Rand eines Waldstücks links abzweigenden Feldweg, auf dem es nun bergan nach Wierstorf hinaufgeht. Dort, wo der Weg auf die Straße Wentorf-Wierstorf trifft, steht eine Sitzbank für eine kleine Verschnaufpause mit Weitsicht. Schade, dass wir das Fernglas zu Hause gelassen haben.

Der hoch am Südrand des Naturschutzgebietes Schweimker Moor und Lüderbruch gelegene Ort weist noch einige schöne, alte Bauernhäuser auf, doch dass Wierstorf einst ein Rundlingsdorf war, ist heute kaum noch zu erkennen.

Ein weitgehend im Originalzustand erhaltenes Bauernhaus in Wierstorf.


Wir folgen dem Verlauf des Burkamps an der ehemaligen Försterei vorbei hinab in das Tal des Bottendorfer Baches, überqueren diesen und machen uns auf der schmalen Kopfsteinpflasterstraße zwischen den Häusern am Nordhang des Bachtals an den recht steilen Aufstieg hinauf zum Schweimker Holz.

Vom Waldrand haben wir wieder einen herrlichen Blick über die Landschaft. An der ersten größeren Wegekreuzung im Wald biegen wir links ab und erreichen nach etwas mehr als einem Kilometer mit Schweimke den nördlichsten Ort der Gemeinde Obernholz. Auf der Straße am Sandberg geht es abermals hinab ins Tal des Bottendorfer Baches. Auf einer Sitzbank mit Blick auf die bereits 1354 urkundlich erwähnte Bottendorfer Mühle, die sich seit 1974 in Besitz der Familie von Bismarck befindet, machen wir eine kleine Teepause. An der Mühle vorbei wandern wir von Bottendorf nach Wettendorf, folgen dem Verlauf der Hauptstraße bis aus dem Ort hinaus und biegen an den Königseichen nach Süden ab. Vorbei an der ehemaligen Kiesgrube geht es nun zwischen Äckern bergan bis zu einer von alten Apfelbäumen gesäumten, schmalen Straße. Auf ihr haben wir den höchsten Punkt unserer Wanderung (rund 114 Meter) erreicht. Die »Apfelallee« trifft auf die Kreisstraße 13, die am Ortsschild von Steimke zum Wohlweg wird. Über den Kapellenweg erreichen wir unseren Ausgangspunkt.

Die Tourenkarte mit GPS-Track zum Herunterladen finden Sie hier:

TIPP Kultur- und Landschaftsführer Ewald Weiss bietet geführte Radtouren durch die Gemeinde Obernholz an. Die Termine: 8. Mai und 5. Juni. Die Radtour führt über die Triftwege der Hohen Heide ins Quellgebiet des Bottendorfer Baches. Weiter geht es durch das Schweimker Holz, das Schweimker Moor, den Lüderbruch, ins Tal des Gosebaches zum Ort Wierstorf. Die Strecke ist 20 Kilometer lang, und die Tour dauert rund drei Stunden. Treffpunkt: Parkplatz Karl-Söhle-Weg in Hankensbüttel. Kosten 2 Euro (Kinder bis 14 Jahre frei). Keine Anmeldung erforderlich.