R(h)apsody auf Rädern

Frühlingstour für »Gelbsüchtige« 

INKA LYKKA KORTH / Text / Fotos 

Diese Radtour zu den Farben des Frühlings führt uns durch die landwirtschaftlich geprägte Gegend östlich der Ilmenau zwischen Uelzen und Bad Bevensen. Wir entdecken hier einige malerische Bauerndörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, und genießen von den Hügeln und Hochebenen aus herrliche Ausblicke auf eine weite, offene Landschaft mit wenig Wald, aber dafür mit einem Mosaik aus leuchtend gelben Rapsfeldern und frühlingsgrünen Wiesen. Blühende Obstbäume am Wegesrand, die LandArt im Kurpark von Bad Bevensen mit ihrem vielfältigen Angebot an Blumen, Stauden und dekorativen Gartenaccessoires machen diesen Ausflug am Maifeiertag zu einem perfekten Start in den »Wonnemonat«.

Die R(h)apsodie auf Rädern beginnt in Rätzlingen. Der Ort liegt an der Bundesstraße 493, die von Uelzen nach Lüchow führt. Von der Kreuzung am Dorfteich in der Ortsmitte fahren wir mit dem Auto in Richtung Rosche, biegen aber gleich nach links in die erste Querstraße (Am Hang) ab und parken dort. Auf einem Kiesweg gelangen wir zurück zum Dorfteich mit Kopfweiden, Sitzbank und Insektenhotel am Ufer.

Auf der Stöckener Straße verlassen wir den Ort in nördliche Richtung und biegen in den ersten asphaltierten Wirtschaftsweg auf der rechten Seite ein und fahren bis Jarlitz. Kurz vor dem Ort bietet sich uns ein Panoramablick über das gen Westen abfallende Gelände.

Weiter geht es durch ein kleines Wäldchen mit einigen alten Buchen nach Süttorf, ein hübsches kleines Bauerndorf in hügeliger Landschaft.

Von Süttorf führt ein relativ neuer Kiesweg durch die Wiesen an der Wipperau entlang nach Dörmte.

Wir verlassen das Flusstal und fahren auf ansteigender Straße nach Bruchwedel, wo am Ortsrand auf einer Tafel über das EU-Vogelschutzgebiet Ostheide informiert wird, und von dort aus weiter nach Testorf, ein kleines, in lieblicher Landschaft gelegenes Bauerndorf mit fast kreisrunder Ringstraße.

Wir wenden uns nun gen Westen und fahren vorbei an einem weiteren Rapsfeld, kreuzen eine stillgelegte Bahnlinie und treffen auf eine Kreisstraße.

Wir überqueren die Kreisstraße und nehmen den Waldweg nach Oetzendorf. Dort erwartet uns ein phantastischer Ausblick.

So schön ist der Blick über die Felder nur im Mai


Vorbei an einem kleinen Teichgebiet geht es jetzt auf einem Wirtschaftsweg steil bergab, und ich bin froh, dass mein Faltrad mit kräftig zupackenden Scheibenbremsen ausgestattet ist.

Heil unten angekommen, fahren wir jetzt auf dem mit Bäumen und blühenden Büschen gesäumten, überwiegend asphaltierten Feldweg – rückblickend empfinden wir dieses Teilstück als das schönste der Tour bis in das im malerischen Tal des Röbbelbachs (größtenteils Naturschutzgebiet) gelegenen Dorf Röbbel.

Bäume und Büsche am Weg von Oetzendorf nach Röbbel


Direkt am Röbbelbach gibt es auf einer Blumenwiese einen Picknickplatz mit einem alten Ziehbrunnen. Hier sollte man unbedingt kurz rasten, um sich für die bevorstehende »Bergetappe« zu stärken. Wir müssen jetzt nämlich die Anhöhe zwischen Röbbelbach- und Ilmenautal überwinden.

Die Fahrt hinunter nach Bad Bevensen auf dem Radweg an der Landesstraße 254 absolvieren wir in flottem Tempo. Durch die Baumreihe am Fahrbahnrand leuchtet der blühende Raps.

Wir überqueren den Elbe-Seitenkanal und rollen in die Stadt hinein. Da die meisten Geschäfte im Kurort im Sommerhalbjahr sonntags geöffnet sind, nutzen zahlreiche Besucher die Gelegenheit zum entspannten Einkaufsbummel.

Zudem lockt Bad Bevensen mit zahlreichen Veranstaltungen, Anfang Mai traditionell mit dem LandArt-Markt im Kurpark.

Da wir mit Falträdern unterwegs sind, können wir keine großen Einkäufe transportieren. So beschränken wir uns diesmal aufs Gucken und widerstehen schweren Herzens den Verlockungen. Stattdessen freuen wir uns über Kaffee und veganen Kuchen. Der örtliche Bio-Markt hat Tische und Stühle vor die Tür gestellt, und die Inhaberin kämpft mit dem riesigen Sonnenschirm, der offenbar an diesem Tag seine Premiere hat. Macht nichts, uns stören die wärmenden Sonnenstrahlen nicht. Sie machen uns nur etwas schläfrig. Aber zum Glück entfaltet das Koffein schon bald seine Wirkung, und wir schwingen uns wieder auf die Räder.

Vom Kurpark aus fahren wir auf dem Ilmenauradweg nach Süden aus der Stadt heraus. An der Ilmenaubrücke bei Klein Bünstorf bewundern wir einmal mehr den malerischen Heidehof mit bis ans Flussufer reichender Pferdeweide, der uns schon auf unserer Kajaktour von Uelzen nach Bad Bevensen aufgefallen war (nachzulesen im Sommerheft 2015).

Ein Platz zum Träumen an der Ilmenau

Auf dem Weg nach Klein Hesebeck kreuzen wir einmal mehr den Elbe-Seitenkanal, zur Abwechslung diesmal aber nicht auf einer Brücke, sondern im Tunnel. Durch die grünen Wiesen des Ilmenautals fahren wir nach Jastorf und folgen dort dem Wegweiser zum Jastorfer See. Wie weiter südlich der Bernsteinsee und der Tankumsee ist auch der Jastorfer durch Sandaushub beim Bau des Elbe-Seitenkanals entstanden. Der einstige Baggersee ist heute ein Vogelschutzgebiet. Das Baden ist verboten. Stattdessen gibt es am Ufer einen Beobachtungsturm für (Hobby)-Ornithologen. Schade, dass wir diesmal kein Fernglas dabeihaben.

Durch das winzige Dorf Heitbrack fahren wir weiter nach Molzen, überqueren dort die Wipperau und erreichen schließlich Ristedt, ein weiteres schönes, altes Bauerndorf.

Vorbei an blühendem Raps nach Ristedt


Am Ortsrand überqueren wir die Bundesstraße 191 und fahren einmal mehr entlang eines blühenden Rapsfeldes auf der wenig befahrenen Straße nach Rätzlingen, wo wir den Ausgangspunkt unserer 44 Kilometer langen Tour erreichen, die auch ohne Musik die reinste R(h)apsodie war.

Rapsfeld zwischen Riestedt und Rätzlingen, im Hintergrund der begrünte Damm des Wasserspeichers von Stöcken, der das Waschwasser der
Uelzener Zuckerrübenfabrik aufnimmt und für die landwirtschaftliche Feldberegnung in der niederschlagsarmen Gegend zur Verfügung stellt.