Holz aus Frankreich und
Hummeln in Glaswolle

Die Sanierung des Höferschen Hauses 
in Gifhorn (Teil 4)

In Teil 4 der Serie über die Sanierung des rund          450 Jahre alten Höferschen Hauses am Gifhorner Marktplatz geht es um die Suche nach denkmalschutzgerechten Baustoffen, um tierische Untermieter und allerlei faszinierende Fundstücke. 

BURKHARD OHSE / Text / Fotos 

Nachdem das bis über den Dachfirst hinausragende Baugerüst aufgestellt und die alte Farbe an der Fassade vollständig abgestrahlt worden ist, wird die Gelegenheit genutzt, das Haus ausführlich zu untersuchen, für die Bauhistorie und auf mögliche weitere Schäden, die bisher noch nicht festgestellt werden konnten. An den »neuralgischen Punkten« werden innen im Haus die Wände geöffnet, Böden hochgehoben, Decken freigelegt, um den Zustand der Balken im Hinblick auf die Statik zu prüfen. Besonders die Balkenköpfe, die nach außen ragen, sind von Interesse, bieten sie doch eine Angriffsfläche sowohl für Schädlinge als auch für das Regenwasser.

Außen an der Fassade entfernen Maurer Mörtel-, Zement- und andere Reste, mit denen früher Fugen, Balkenritzen und Vertiefungen verschlossen wurden, denn diese Materialien vertragen sich nur schlecht mit dem Holz. Bei dieser Arbeit legen sie auch die beiden Zapfenlöcher an zwei traufseitigen Ständern frei, an denen die Utlucht oder der Erker befestigt waren. Während das rechte Zapfenloch vollständig erhalten ist und sogar die Holznägel noch vorhanden sind, reicht das linke Zapfenloch auf den ersten Blick merkwürdig kurz in den Ständer hinein. 

Doch dem scharfen Auge von Bauhistoriker Dieter Haupt entgeht eine feine senkrechte Struktur auf dem senkrechten Balken nicht. »An dieser Stelle ragte der Balken auf der Hälfte der Breite nach vorne. Beim Abbau des Vorbaus wurde der Balken auf die hintere Ebene abgebeilt, so dass das Zapfenloch fast verschwunden ist«, erläutert der Fachmann. So klärt sich nach und nach die Geschichte auf. Die beiden nun freigelegten Zapfenlöcher sollen künftig als Relikte sichtbar sein, denn das Haus soll seine Geschichte erzählen. Dem noch vollständigen rechten Zapfenloch wird durch eine Holzeinlage ein wenig die Tiefe genommen, damit sich dort kein Regenwasser mehr sammeln kann. Das Haus soll insgesamt wetterfester werden, um Schäden durch Sturm oder Wasser zu vermeiden. Auch sind Hohlräume und Metalle als Kondensationspunkte problematisch, Kapillaren sind zu vermeiden. Ebenso können waagerechte Flächen, auf denen Regenwasser nicht abläuft, Schäden nach sich ziehen. Sobald auch nur eine kleine horizontale Fläche an der Fassade ist, wird sie nun schräg gestaltet, damit Wasser abfließen kann.

Im Laufe der Sanierung wird auch immer mehr klar, dass es tierische Untermieter in dem Gebäude gab. Heimlich haben sie sich eingenistet, unbemerkt von den menschlichen Hausbewohnern. Etliche Vogelnester, mehr als fünf an der Zahl, mindestens zwei Wespen- oder Hornissennester sowie etliche Bauversuche der gelbschwarzen Insekten und ein Hummelnest werden entdeckt, fast alle verlassen. Nur die dicken Hummeln sind noch anzutreffen. Sie haben sich in der Glasfaser-Dämmwolle gemütlich eingerichtet. 

Die Natur arrangiert sich wie so oft mit dem Menschen und auch mit den menschlichen Hinterlassenschaften. So sind in den Vogelnestern kleine Plastikmüllteile und Stofffäden eingebaut worden. Von Dachlatte zu Dachlatte reihen sich die verlassenen Vogelnester aneinander. »Die haben schon Hausnummern«, scherzt ein Handwerker. Doch die Glaswolle samt Hummeln muss entfernt werden, sie passt vom Material nicht zum Gebäude und ist auch nicht mehr zugelassen, weil ihre Fasern zu kurz und damit gesundheitsgefährdend sind. 

Überall Ritzen und Fugen 

Eine gute Nachricht gibt es bei der Untersuchung des Giebels. Hier ist lediglich eine Stelle statisch gefährdet. Ein Stoßbruch droht ganz oben, wo ein Dachbalken auf einen Schwell drückt. An etlichen weiteren Stellen muss jedoch ausgebessert und saniert werden. Verschließen muss man die Ritzen und Fugen, von denen viele früher mit nicht geeigneten Materialien verfüllt wurden. Mit der Zeit altert Holz, und dann klafft es bisweilen auseinander. Vielleicht hat man seinerzeit auch frisch geschlagene Eiche genommen, die sich verzog. Bei den erheblich größeren Fugen der geschnitzten Balken an der Traufseite zur Torstraße gibt es eine andere Erklärung. Die Schmuckornamente, die einst vorne den Anbau zierten, wurden bei seinem Abbau einfach an die neue Außenfassade zurückversetzt oder zum Teil nachgestaltet. Und die originalen Schnitzwerke passten nicht immer ganz. Mit Mörtel und anderem Material schloss man die Zwischenräume, manchmal in späteren Jahren auch mit künstlichen Substanzen. »Silikon macht das schon«, war ein gängiger Spruch. Doch Silikon oder Bauschaum schaden einem alten Fachwerkhaus mehr, als dass sie nutzen. Eine der Knaggen an der Traufseite hat seitlich keine Zeichnung. Auch sie ist wahrscheinlich nach dem Abbau der Utlucht neu angebaut worden. Aber sie bekam einen Riss und sprang, daher nagelte man sie mit riesigen handgeschmiedeten Nägeln fest. Der große Riss in der Knagge wurde mit Mörtel verfugt, so dass sie ganz unförmig schien. Nach dem Farbanstrich war von dem Riss nichts zu sehen. Nun, nach dem Entfernen der Farbe, sieht man das Malheur, das wie die anderen behoben wird. Auch natürliche Holzunebenheiten wie Astlöcher werden bei der Sanierung ausgebessert. Bis zu einer Fugenbreite von anderthalb Zentimetern kann man mit Leinöl-Lehm-Firnis-Gemisch arbeiten. Bei breiteren Fugen muss Holz eingesetzt werden, allerdings kein neues, sondern altes, das sich unauffällig in die vorhandene Bausubstanz einfügt, wie es vom Denkmalschutz gewünscht wird. In solchen Fällen wird Holz aus Abruchhäusern wiederverwendet. Doch nicht immer lässt sich auf dem Markt für historische Baustoffe das Gesuchte in der Nähe finden. Das Holz, das im dritten Bauabschnitt im Höferschen Haus eingebaut wird, kommt aus Frankreich, von einem dortigen Fachwerkbau, der abgerissen worden ist. Geeignet ist das etwa 200 Jahre alte Holz, weil seine Struktur dem ähnelt, was schon vorhanden ist. Man soll die Korrekturen und Ausbesserungen am Ende nicht bemerken. 

Unter dicken Staubschichten ... 

Um an die Deckenbalken in den Abseiten der Traufen zu kommen, gab es zwei Möglichkeiten: entweder einen Teil des Dachs abdecken oder im Innenraum eine Wand aufstemmen. Man entscheidet sich für den Zugang durch das Dach. Stück für Stück werden die Dachpfannen von den Zimmerleuten vom Dach gehoben und aufbewahrt. Sie werden am Ende wieder auf dem Dach befestigt. Ein Notdach soll in der Zeit der Sanierung vor dem Wetter schützen. Nach dem Anheben der alten dicken Eichenbohlen auf dem Boden der Abseite wird mit einem Industriesauger der Boden gereinigt. Der Staub von Jahrzehnten hat sich in dem unzugänglichen Teil des Hauses angesammelt. Und es werden auch Zeitzeugen entdeckt, nicht materiell wertvoll, aber interessant. Im Lehmstaub finden sich eine Porzellanmurmel, kleine Glasfläschchen, grüne Scherben von einem Glasgefäß, wohl einer Flasche, und außer einer mumifizierten Taube zwei Nagetierskelette, ein kleines und ein größeres. Denn in dem Haus lagerten früher auch Getreidesäcke, die Hamster und Mäuse anlockten.

Die Glasgefäße, eines davon noch verkorkt, könnten von der Anker-Drogerie stammen, die in dem Haus bis 1936 untergebracht war. Sie zog zeitgleich Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Kaufhaus Behr, dem späteren Schuhhaus Höfer, in die eine Hälfte des Erdgeschosses ein, während Wilhelm Höfer in der anderen Hälfte zunächst sein Kaufhaus betrieb und unter anderem Anzüge und Schuhe anbot. Die Anker-Drogerie verkaufte auch als erstes in Gifhorn Benzin, denn Tankstellen gab es noch nicht. Eine Zapfsäule einige Meter vor dem Haus auf dem Marktplatz versorgte die wenigen benzingetriebene Fahrzeuge mit Treibstoff. In den kleinen Glasampullen mit nur wenigen Millilitern Fassungsvermögen, die mit einem Korken verschlossen sind, werden allerdings andere Substanzen gewesen sein. Denn für eine Tankfüllung sind sie viel zu klein.

Die Vermutung, dass die Fläschchen von der Anker-Drogerie stammen, erhärtet sich, als zwei weitere Relikte gefunden werden, die eindeutig von der Anker-Drogerie stammen. Löcher in den Eichenbohlen wurden einst mit Metallschildern geschlossen, die Schilder mit Nägeln an den dicken Bohlen befestigt. Jetzt tauchen sie wieder auf. »Ackerlon« wird auf dem einen Schild angepriesen. Der Untertitel verrät, wozu es verwendet wurde. »Mäuse- und Rattentod« steht da. Das Internet sagt nicht viel über das Säugergift, nur dass es unter anderem in Thorn ebenfalls verkauft wurde. Davon zeugen Zeitungen aus dem westpreußischen Ort aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Schmunzeln lässt einen das zweite Schild. Liköre sind dort aufgelistet, exotische, noch bekannte und solche mit kuriosem Namen. Darüber wird an anderer Stelle zu reden sein.

Die alten originalen Balken des Daches sind ebenfalls durch Käfer angefressen, aber durchaus noch stabil. Nur teilweise müssen sie ersetzt, ausgebessert oder stabilisiert werden. An den Köpfen und den Seiten sind sie zum Teil morsch, wie die Zimmerer feststellen, als sie die dicken Eichenbohlen vom Boden nehmen. Aber zwischen ihnen gibt es noch Lehmfelder, offensichtlich aus der Bauzeit. Die sollen erhalten bleiben, so die Landesdenkmalpflege, denn solche Lehmfelder sie sind nicht mehr häufig zu finden, weil sie oft im Laufe der Jahre ersetzt wurden. Abgetrennt von den Wohnräumen ist die Abseite mit gemauerten Steinen. Während der eine Teil recht modern wirkt, aber auch schon mindestens 80 Jahre alt ist, sieht man in dem dem Giebel nahen Teil uralte, lehmbraune Ziegel. Wahrscheinlich sind die Ziegel noch einzeln per Hand hergestellt worden.

Die Abseite wurde lange Zeit nicht mehr genutzt, und das war gut so. Denn ihre Bodenbalken, auf denen ihre Eichenbohlen liegen, und auch die Felder zwischen den Balken haben zum Teil wenig Tragfähigkeit. Um den Umfang der Tragfähigkeit der Deckenbalken festzustellen, überprüft Ingenieur Kai Kröger von der Firma Gockel, der die Sanierung begleitet, den Holzwiderstand mit einem Resistographen. Wie schon zu Beginn der Sanierung, als die Fassade mit dem Gerät überprüft wurde, fährt ein kleiner Bohrer mit 20 Zentimetern in der Minute in das Holz und misst, welcher Widerstand ihm entgegengebracht wird. Bei Fraßschäden ist er naturgemäß geringer. Solche Untersuchungen helfen bei den weiteren Sanierungsplänen. Das Fazit: Die Balkenköpfe müssen stabilisiert werden, denn sie tragen letztendlich das Dach. Dass die Lehmfelder erhalten bleiben sollen, vereinfacht die Aufgabe der Zimmerer nicht, ist aber machbar. Möglichst viel Originalsubstanz zu erhalten ist die Leitlinie der Landesdenkmalschutzbehörde.

Auch am Giebel wurde in früheren Zeiten immer wieder »herumgedoktert«. Einige Knaggen wurden offensichtlich abgebeilt, als Fenster umgesetzt oder neue Fenster eingesetzt wurden. Dafür wurde sogar der Brüstungsriegel unterbrochen, und das ist nicht gut für die Statik. Aber offensichtlich waren irgendwann größere Fenster gewünscht, die mehr Licht einfallen ließen. Als man die neuen Fenster am Giebel einsetzte, sägte man den Brüstungsriegel damals auseinander und versetzte dessen Teile, wo man die Fenster vergrößerte, kurzerhand unter die Fenster. Aufblattungen oder Holzscheiben wurden an dem verbliebenen Riegel befestigt. Eine von ihnen ist alt und wird wieder aufgesetzt, die anderen werden ersetzt, aber auch mit Holznägeln befestigt. Sechs-Pfennig-Münze aus dem Jahr 1851 Auf den ältesten Fotos des Hauses sind die heutigen Fenster bereits eingebaut. Als die Tischler diese Fenster ausbauen, um sie zu überarbeiten, bekommen sie einen Hinweis auf das Alter der Fenster. Tischlermeister Helmut Sievert entdeckt in einem Setzstock eine Münze, und die ist besonders. Ein Sechs-Pfennigstück aus dem Braunschweiger Land, geprägt im Jahre 1851. Wenn man ein wenig Vertrauen in die Vorbesitzer hat, dann kann man davon ausgehen, dass die Münze mit genau diesem Prägejahr ausgesucht wurde, um das Einbaujahr der Fenster zu dokumentieren. Dafür spricht auch, dass die Münze wenig im Umlauf war, denn die Prägung ist noch sehr erhaben. Dass es gerade ein Sechs-Pfennigstück ist, was dort abgelegt wurde, könnte daran liegen, dass eine andere Münze, etwa ein Pfennig, aus dem Prägejahr 1851 nicht verfügbar war. Eine Bank oder Sparkasse gab es in Gifhorn noch nicht, also nahmen die Kaufleute, denen das Gebäude gehörte, was sie im Geldbeutel fanden. Aber das ist Spekulation. Zur Bauzeit werden die Fenster wohl mit Fensterläden verschlossen worden sein, wie damals üblich. Darauf deutet ein weiterer Fund hin. Einen Feststellhaken finden die Zimmerer in einer Aushöhlung im dritten Obergeschoss. Ganz oben an den Fenstern unter dem Dach gibt es auch noch Scharniere außen am Gebäude, die auf vorherige Fenster oder Fensterläden hinweisen. An einer weiteren Stelle am Giebel wurde vor rund 80 Jahren ein Fenster versetzt. Denn da verschwand die Ladeluke, auf die heute nur noch die Rolle hinweist, die am Giebel zu sehen ist. Im Zuge des Umbaus wurde das Fenster zur Mitte hin versetzt und ersetzte die Luke. An der Stelle, an der das Fenster zuvor war, und unter dem nun versetzten Fenster ist das Gefache mit modernen gelben Ziegeln ausgemauert.

Reste des alten Lastenaufzugs

Auffällig ist, dass dort, wo zuvor die Luke war, die Fußbänder recht neu erscheinen. Denn durch die Luke fehlten diese dreieckigen Verzierungen. Man schnitzte sie kurzerhand nach und baute diese nachgeschnitzen Fußbänder ein. Aber diese beiden Verblendungen haben nur eine Dicke von wenigen Zentimetern. Nun werden sie auf eine erheblich stärkere Dicke verstärkt. Überraschend ist, dass die Rolle des Flaschenzugs aus Holz, nicht aus Metall besteht. Nach Entfernen des Bauschaums, mit dem sie malträtiert wurde, ist sie auch wieder gängig. Hier hat man, offensichtlich wie beim gegenüberliegenenden Kavalierhaus, mittels eine Rades auf dem Dachboden die Waren ins zweite Obergeschoss gehievt. Denn dagegen, dass das Seil an beiden »Seiten« der Rolle nach unten hing, spricht der zu kleine Zwischenraum an der hinteren Seite der Rolle.

Metallbaumeister Gunnar Trull öffnet die Kugel der Wetterfahne auf dem Dach, um zu schauen, ob sich vielleicht ein kleiner "Schatz" darin verbirgt.

Noch weiter oben befindet sich der Fahnenstiel. Er wird von der obersten Knagge gehalten, die offensichtlich neuer ist. Hinter ihr finden die Zimmerer ein großes Zapfenloch, und das deutet auf eine andere ursprüngliche Verzierung hin. Der Fahnenstiel hält die Wetterfahne, die das mutmaßliche Baujahr des Hauses, 1570, zeigt. Unter der Wetterfahne ist eine Kugel. Und wenn das Gerüst schon einmal steht, dann muss man die Gelegenheit nutzen, die Kugel zu öffnen und zu schauen, ob sie weitere Zeitzeugen enthält, eine »Zeitkapsel« ist. Doch schon vorher ist klar, dass die Wetterfahne samt Kugel nicht sehr alt sein kann. Denn das Baujahr ist noch nicht lange auf 1570 festgelegt worden, und Gunnar Trull, Meister im Metallbauer-Handwerk, sieht es auf dem ersten Blick. Die Stange unter der Wetterfahne besteht zu einem Teil aus einem Wasserrohr. Die eingestanzte Zahl 28 gibt den Durchmesser in Millimeter an. Zumindest ist es aus Kupfer und hat nach vielen Jahren eine schöne Patina angesetzt. »Da wird nichts drin sein«, mutmaßt der Fachmann, doch die Spannung steigt, als Trull die Kugel löst und hochschiebt. Doch sie enthält wie vermutet nichts, sie ist rein als Schmuck installiert worden, wahrscheinlich, als das Dach das letzte Mal gedeckt wurde. Das war in den 1950er Jahren der Fall. Die Kugel wird wieder angelötet, das Blech statt mit Nägeln mit Kupferschrauben befestigt. »Die halten besser«, sagt Trull. Einige Zeichen im zweiten Obergeschoß an den Knaggen und den Verzierungen geben noch Rätsel auf. Manchmal findet man Punkte auf den Querbalken, manchmal ein Kreuz oder eine Raute. Ob sie etwas zu bedeuten haben ist nicht sicher, vielleicht wurden sie auch ohne Grund in die Balken getrieben. Viele Änderungen am Fachwerkbau können die Zimmerer und der Bauhistoriker erklären, die Gedanken früherer Handwerker nachvollziehen. Manches gibt Rätsel auf, aber vielleicht haben sich frühere Generationen auch einfach nichts dabei gedacht so wie an der nordöstlichen Traufseite. Das Gefach ist an einer Stelle mit Ziegelresten, Zement und Steinresten ausgebessert worden. Man nahm wohl, was auf der damaligen Baustelle herumlag. 

Farbspuren aus der Vergangenheit 

Auch Restaurator Bernhard Recker hat in mehreren Etappen immer wieder nach Farbspuren aus der Vergangenheit gesucht. Denn die künftige Farbgebung muss noch entschieden, »das Kleid« noch ausgesucht werden. Zimmerer Falko Sluschny hat zudem außen hinter einer Knagge rosa Farben und hellblau bemalte Steine gefunden. Dazu sind verschiedene rote Farbreste, mehrere Grautöne und weitere Farben zu finden. Auch weißes Gefache hatte das Haus bis 1936. Fast die gesamte Farbpalette war somit einst nach und nach an dem Haus. Und immer wieder werden in Ritzen und Fugen Zeitungen gefunden, die zur Materialeinsparung hineingestopft wurden.

Restaurator Bernhard Recker nimmt Farbproben unter die Lupe und dokumentiert sie mit der Kamera.

Die Restauratoren haben ihre Arbeit zur Farbfindung abgeschlossen, eine Tendenz ist erkennbar, soll aber noch nicht verraten werden. Denn noch sind die Maler nicht vor Ort, die Nordosttraufseite muss noch saniert werden. Außerdem stehen noch Arbeiten am Giebel und an der nordöstlichen Traufseite an.