BEI DEN BAUCKS IN BÖDDENSTEDT WIRD BERINGT

Schleiereulen in der Südheide

CHRISTINE KOHNKE-LÖBERT / Text / Fotos / Video 

Die Schleiereule, die ihren Nachwuchs gerne innerhalb menschlicher Siedlungen aufzieht, hat es in Zeiten ausgebauter oder gar nicht mehr vorhandener Dachöden und Nebengebäude und hermetisch abgeschlossener Ställe nicht mehr leicht, geeignete Brutplätze zu finden. Deshalb tragen die Menschen heute eine besondere Verantwortung dafür, diesen scheuen und inzwischen selten gewordenen Vogel zu schützen. Heinrich Martens kümmert sich um geeignete Nistplätze für die Tiere mit dem markanten herzförmigen Gesicht. In den Dörfern rings um seinen Heimatort Wrestedt sucht er nach geeigneten Standorten, fragt Hauseigentümer und baut Nistkästen. Die sind ein wenig komplizierter aufgebaut, denn junge Schleiereulen müssen in der Brutzeit auch vor ihren tierischen Nachbarn in Scheunen und auf Dachböden geschützt werden. »Marder rauben gerne die Nester aus und fressen die Jungen«, weiß Heinrich Martens.

Deshalb wird der Nistkasten im Innenraum so an die Hauswand angebracht, dass die Eulen von außen einfliegen können und der Kasten auf der Innenseite geschlossen ist. Ein kleiner Vorraum im Inneren bietet Lichtschutz für die Kleinen. Etwa 80 Nistkästen hat Heinrich Martens in der Südheide verteilt, einer davon hängt in der großen Scheune auf dem Hof von Ingrid und Hans-Hermann Bauck in Böddenstedt. Es kommt schon einmal vor, dass hier Turmfalken einziehen, in diesem Jahr aber verbringen vier kleine Schleiereulen ihre kurze Kindheit auf dem Hof Bauck. Bevor sie ihr Nest verlassen, sollen sie beringt werden. Dafür kommt Mirko Kandolf vom NABU Uelzen vorbei. Gefolgt von Ingrid und Hans-Hermann Bauck, deren Söhnen Christoph und Carsten und den Enkelkindern steigt der Fachmann die Stiege zum Scheunenboden hinauf.

Während Mirko Kandolf alles bereitlegt, öffnet Heinrich Martens behutsam den Nistkasten.

Die jungen Eulen haben sich in einer Ecke zusammengedrängt, sie sind unterschiedlich groß, denn sie schlüpfen nicht gleichzeitig.

Mit einem beherzten Griff packt Heinrich Martens eine nach der anderen und steckt sie kurzerhand in einen Sack. Unter den aufmerksamen Blicken von Paula, Bruno und Henry holt der junge NABU-Vertreter einen Jungvogel heraus und legt behutsam einen kleinen Metallring um sein Bein, dessen Fänge schon recht gefährlich aussehende Krallen aufweisen.

Heinrich Mertens holt eine Jungeule aus dem Sack, damit Mirko Kandolf (zweiter von rechts) sie beringen kann.
Mirko Kandolf muss beim Beringen aufpassen, denn die junge Eule hat schon spitze, scharfe Krallen.

Heinrich Martens baut seine Nistkästen schon seit 20 Jahren. »1228 junge Eulen sind in dieser Zeit durch meine Kisten gegangen«, erzählt er stolz. Die Größe der Population kann allerdings stark schwanken. »Schleiereulen ernähren sich hauptsächlich von Mäusen, wenn es keine Mäuse gibt, müssen sie hungern«, so Martens. 2013 war so ein Jahr. Wegen des langen Winters mit viel Schnee gab es kaum Mäuse, die Alteulen, die den Winter hier in der Region verbringen, verhungerten. »Damals hatten wir keine einzige Brut«, so Martens. Ein Jahr später konnte er lediglich vier Paare konstatieren, doch in diesem Jahr waren 24 Nester belegt. »Wir hatten fast 80 Junge«, freut er sich – und trägt die Daten sogleich in seine langen Listen ein. Auch Paula, Bruno und Henry sind stolz auch ihre Eulen. »Die wohnen hier bei Oma und Opa, und wir passen auf sie auf«, so die kleinen Eulenschützer.

Die Schleiereule mit dem Ring, der ihrer Identifizierung dient.