BERG UND TAL TOUR

Die letzte Etappe dieser Winterwanderung führt über den Brennerpass

INKA LYKKA KORTH / Texte / Fotos / Video

Ideal zum Fahrradfahren. Aber zum Wandern zu flach und deshalb zu langweilig, urteilte die Touristik-Fachfrau im Gespräch mit mir, und es klang so energisch, dass ich beinahe nicht gewagt hätte, Einspruch zu erheben. Das Gespräch ist schon einige Jahre her. Mittlerweile hat sie die Südheide hoffentlich besser kennengelernt und ihr Urteil revidiert. Falls nicht, könnte ich ihr inzwischen eine ganze Sammlung von interessanten Höhenprofilen vorweisen, die ich auf unseren zahlreichen Wandertouren mithilfe moderner GPS-Technik aufgezeichnet habe. Einige davon haben wir bereits in früheren Ausgaben dieses Magazins vorgestellt, und auch diesmal geht es wieder über Berg und Tal. Und ob Sie es glauben oder nicht: Eine der »Berg-etappen« unserer Wintertour führt sogar über den Brennerpass. Dazu später mehr. Am schönsten ist eine Winterwanderung, wenn sie durch eine weiße Märchenlandschaft führt. Aber leider hat sich der Schnee in den vergangenen Jahren rar gemacht, und daher haben wir eine Tour zusammengestellt, die auch ohne Schnee attraktiv ist und viel Sehenswertes am Wegensrand zu bieten hat. Sie führt um Hankensbüttel herum und quer durch den Luftkurort, der wie Rom auf sieben Hügeln erbaut zu sein scheint. Zumindest kam es uns unterwegs so vor. Beim Planen der Tour ließen wir uns von den Straßennamen leiten: Bergstraße – klingt gut, die planen wir gleich ein. Den Weinberg auch, ebenso Fillerberg und Fillergrund und natürlich den bereits erwähnten Brennerpass. Gerne würden wir auch den Olmberg in die Tour einbauen, schon allein wegen des lustigen Namens, aber die Tour soll ja auch nicht zu lang und zu anstrengend werden. Auch haben wir nicht den Ehrgeiz, alles zu sehen, was sich in Hankensbüttel anzuschauen lohnt. Dafür gibt es schließlich die Ortsführungen mit Dr. Günter Dickmann, die von der Tourismusgesellschaft Südheide Gifhorn angeboten werden.

Wir starten direkt im Zentrum von Hankensbüttel. In Sichtweite der mittelalterlichen Kirche St. Pankratius, die mit ihrem gedrungenen Turm und den mächtigen Strebpfeilern außen am Kirchenschiff ziemlich trutzig wirkt und auf jeden Fall eine Besichtigung wert ist, befindet sich an der Karl-Söhle-Straße schräg gegenüber dem neu errichteten Markt eines Lebensmitteldiscounters ein öffentlicher Parkplatz. Dort wenden wir uns nach Westen und folgen dem mit interessanten Tafeln zur Ortsgeschichte bestückten Bachwanderweg zur Feldstraße. Schon nach wenigen Metern machen wir begeistert das erste Foto: eine knorrige, alte Weide streckt ihre mit Moos bewachsenen Äste über dem Wasser aus – ein wenig Wildnis mitten im Ort.

Von der Feldstraße biegen wir gleich wieder links ab, gehen ein Stück auf der Molkereistraße und biegen dann rechts ab in die Bergstraße. Die macht schon auf den ersten Metern ihrem Namen alle Ehre. Bis zum Wasserwerk ist ein beachtlicher Anstieg zu bewältigen, aber von dort geht es wieder bergab. Die Straße wird zum Feldweg, taucht in ein kleines, lichtes Wäldchen ein und trifft am westlichen Ortsrand von Hankensbüttel auf den asphaltierten Erbskampweg. Diesem folgen wir zunächst in westlicher Richtung und nach dem Rechtsknick in nördlicher Richtung durch die Feldmark.

Schöne Aussicht

Das letzte Herbstlaub hängt noch an den Bäumen. Die Baumreihe im Hintergrund säumt die Sraße  von Hankensbüttel nach Masel.


An einem knorrigen, kleinen Apfelbaum zweigt ein ebenfalls asphaltierter Weg nach Ost ab. Er führt bergan geradewegs wieder auf den Ort zu. Kurz vor dem ersten Haus lädt rechterhand eine Sitzbank mit Südausrichtung zu einem kleinen winterlichen Sonnenbad ein.


An den Weinberg erinnert nur noch der Straßenname. Wo einst wahrscheinlich die Weinreben standen, stehen heute Einfamilienhäuser auf großzügig bemessenen Grundstücken. Vom Weinberg geht es hinunter zur Masch, einem geradezu malerisch zwischen den Hügeln eingebetten grünen Tal. Unter den Eichen steht eine Sitzbank, von der aus sich der Blick über die Wiesen genießen lässt. 

Die Straße Die Masch geht in Richtung Ortsmitte in den Kleinen Steimker Weg über. Vom dem biegen wir nach links in die Querstraße ab und bestaunen an der Ecke die dicke, alte Eiche mit weit ausladender Krone.

Die Querstraße führt recht steil berauf und mündet oben in die Steimker Straße. Bevor wir der hinab zur Ortsmitte folgen, statten wir noch dem rechterhand auf dem Hügel gelegenen Mahnmal mit Backsteinturm und Kriegsgräberstätte einen Besuch ab und haben von dort aus einen weiten Blick über die Dächer von Hankensbüttel.

Vom Verkehrskreisel aus gehen wir an der Wittinger Straße ein kleines Stück nach Osten und biegen vor dem Blumengeschäft rechts ab. Ein Fußweg führt hinab ins sogenannte Musental – ein wunderschöner Park mit Teich und Musentempel.

Vom Musental führt der Weg weiter am Hankensbütteler Bach entlang und trifft an seinem Ende auf den Bohldamm. Dort befindet sich rechts eine Wassertretstelle – im Winter nur wirklich abgehärteten Wanderern zu empfehlen – und eine Grillhütte. 

Direkt hinter dem Bohldamm beginnt das Gelände des Otter-Zentrums. Demnächst wird es den Planungen zufolge über den Bohldamm hinaus erweitert. Wir gehen in südlicher Richtung am Zaun entlang und treffen am Spielplatz auf den Amtsweg, der uns ans Ufer des vom Emmer Bach gespeisten Isenhagener See führt. 

Still ruht der See
Picknickplatz  am Ufer des Isenhagener Sees.

Am Picknicktisch direkt am Seeufer zweigt links ein Pfad ab. Auf ihm gelangen wir zu der Naturerlebnisbrücke, deren Holzplanken im Winter allerdings ziemlich rutschig sein können. Am anderen Ende der Brücke befindet sich der Haupteingang zum Otter-Zentrum, das zurzeit geschlossen ist (Winterpause).


Auf dem Weg am Ostufer des Sees enlang kommen wir durch das Ziegelgehege. Hier wurde einst der Lehm gewonnen, aus dem im 14. Jahrhundert die Ziegel für das Kloster Isenhagen gebrannt wurden. Der Weg zum Kloster ist ausgeschildert. Jetzt im Winter müssen wir uns mit einer Besichtigung von außen begnügen, aber auch das lohnt sich.

Im goldenen Licht der Abendsonne 
Der Turm  der Klosterkirche.

Vom Kloster führt eine Treppe hinab in den Hagen – ein feuchtes Mischwaldgebiet mit schönen Spazierwegen und Nachtigall-Insel. Achtung: Die Brücke zur Insel kann im Winter tückisch glatt sein! 

Auf der Rückseite des alten Bahnhofs treten wir aus dem Wald hinaus, halten uns rechts und an der nächsten Kreuzung links. Gleich hinter dem Bahnübergang gehen wir auf dem Helmrichsweg vorbei an der Jugendherberge und biegen dann rechts in den Fillergrund ab. Wir folgen der Straße bis zum Übergang über das Bahngleis und klettern den Berg hinauf. 

Oben gehen wir durch den Kiefernwald in Richtung Westen, bis wir auf den Lönsweg treffen, dem wir in nördliche Richtung folgen. Jetzt müssen wir nur noch die Straße Hohe Luft überqueren und dann sind wir auch schon auf dem Brennerpass. An dessen Ende geht es recht steil bergab ins Ortszentrum. 

Der Brennerpass heißt übrigens so, weil sich dort seit dem 16. Jahrhundert zwei Brennereien befanden. Unten im Ortszentrum folgen wir der Hindenburgstraße in Richtung Verkehrskreisel und treffen alsbald wieder auf den vor der Sozialstation links einmündenden Bachwanderweg, der uns direkt zurück zu unserem Parkplatz bringt. Wir haben für die exakt 8,88 Kilometer lange Tour eine Stunde und 33 Minuten gebraucht. Wer unterwegs Pausen machen und sich einiges näher anschauen möchte, sollte mindestens eine Stunde mehr einplanen.

Hier geht es direkt zur bebilderten Karte unserer Winter-Wandertour:

TIPP Wer sich für die Hankensbütteler Ortsgeschichte interessiert, sollte sich vor der Wanderung bei der Touristinformation in der Bahnhofstraße in Hankensbüttel (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9:00 bis 17:00 Uhr, vom 1. April bis 30. September zusätzlich Sonnabend 9:30 bis 13:00 Uhr) die Broschüren »Spurensuche in Hankensbüttel« und »Drei Ziele an einem Weg« besorgen. Aus dem Calluna-Verlagsprogramm bieten sich als weiterführende Literatur die Bücher »Moore, Menschen, Mauerwerk – Streifzüge durch das Isenhagener Land« von Jürgen Rohde und »Kloster Isenhagen – Von der Gründung bis zur Reformation« von Dr. Henning Tribian an. Und für alle, die weitere Wandertouren in der Region unternehmen möchten, empfehlen wir unseren Wanderführer »Links und rechts des Grünen Bandes – Die schönsten Wandertouren durch die östliche Südheide und die westliche Altmark« von Helmut Berlinecke. Die Bücher erhalten Sie im Buchhandel oder direkt bei Calluna.