El Dia del Galgo
01. Februar - Weltgalgotag
Seit zweieinhalb Jahren bereichern Caramelo und Lady Gua Gua unser Leben. Sie haben Glück gehabt und sind über Auffangstationen in Spanien durch eine deutsche Tierschutzorganisation nach Deutschland gekommen, wo sie ein zweites Leben beginnen durften. Denn nicht vielen Galgos ist es vergönnt, ein solches neues zweites Leben zu beginnen, wenn das erste zu Ende geht.
Das erste Leben eines spanischen Windhunds, eines Galgo espanol, ist alleine einem Zweck gewidmet, der Jagd auf Hasen. In Spanien ist es eine lange Tradition, zwischen dem 01. Oktober und dem 31. Januar mit Galgos auf die Hasenjagd zu gehen.
Galgos sind eine urtümliche Art des Windhunds, sie stammen zum Einen von den Jagdhunden der Kelten, zum Anderen den Pharaonenhunden der alten Ägypter ab, die Römer gaben ihnen den Namen "canis gallicus", als sie die Provinz Hispania besetzten, woraus sich der heutige Name ableitete. Galgos jagen wie alle Windhunde "auf Sicht", immer paarweise werden sie auf einen aufgescheuchten Hasen angesetzt, den sie mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h verfolgen, ihn mit einem Schlag der Pfote aus dem Gleichgewicht bringen und anschließend mit ihrem kräftigen Gebiss packen und töten.
Moderne Jagd mit Schusswaffen ist teuer und die Auflagen zum Erlangen eines Waffenscheins sind in Spanien weit höher als hier bei uns, so bleibt man bei der archaischen Form der Jagd, die zudem dem Naturell des spanischen Mannes mehr entspricht: "Mein Hund ist schneller, besser, zäher als deiner!" Die Jagd auf Hasen mit Galgos, "La Caza de Liebre con Galgos", dient in den ärmeren Regionen Zentralspaniens auch heute noch der Versorgung der Familie mit Fleisch, doch sind die Jagdveranstaltungen in ganz Spanien auch große Events geworden, die der Unterhaltung und dem Machismo dienen. "el macho" - der Rüde, mehr als makaber...
Vier Monate lang Jagden und Coursings, immer rennen, hetzen, jagen, alleine, zu zweit, im Rudel, vier Monate Höchstleistung. Und Höchstleistung fordert Tribut. Der Hund ist zu müde? Nimm einen anderen! Der Hund ist zu langsam? Nimm einen anderen! Der Hund hat sich verletzt? Nimm einen anderen! Es geht um die Ehre, es geht um Stolz, kein Galguero kommt mit zwei Hunden aus, durchschnittlich werden von einem Galguero 10 bis 15 pro Saison eingesetzt...
...und so werden jedes Jahr Zehntausende von Galgowelpen geboren, für die Jagd trainiert und gnadenlos selektiert. Der Welpe, der schwächer ist als die anderen, wird aussortiert.
Der Junghund der zu langsam ist, nicht genug Jagdinstinkt hat, nicht hart genug ist, wird aussortiert.
Der Hund, der sich verletzt oder krank wird, wird aussortiert. Der Hund, der älter, zu schlau oder zu langsam wird, um hinter dem Hasen herzuhetzen, wird aussortiert. Die Hündin, deren Welpen nicht gut genug sind, wird aussortiert. Aussortiert... Ausgesetzt, aus dem Auto geworfen, in trockene Brunnenschächte geworfen, erschlagen, ertränkt, aufgehängt. Das ist jedes Jahr im Februar das Schicksal vieler Tausend Galgos in Spanien. Das folgende Video enthält Bilder, die nur schwer zu ertragen sind, sehen Sie es sich also nur an, wenn Sie sich darüber im klaren sind, was diesen prachtvollen Tieren angetan wird.
Werden die ausgesetzten Hunde aufgegriffen, so landen sie meist in den staatlichen spanischen Tierheimen, den "Perreras". Hier verbleiben die Hunde eine bestimmte Zeit, kommt innerhalb dieser Zeit niemand, um sie abzuholen, so werden sie getötet.
Doch Gott sei Dank gibt es auch private Tierheime, die sich der Tiere annehmen, sie aus den Perreras freikaufen oder die ausgesetzten Streuner mühsam einfangen, es gibt Galgueros, die ihre ausgedienten Jagdhunde in diesen Auffangstationen abgeben und sich freuen, wenn es ihnen gut ergeht. Diese Tierheime werden von vielen in- und ausländischen Organisationen unterstützt, in aller Welt haben sich Vereine gegründet, die versuchen, wenigstens einen Teil der jährlich etwa 50000 ausgemusterten Galgos zu retten.
Oft sind die Hunde verletzt oder verstümmelt, haben Knochenbrüche und Mangelerscheinungen, ein anderes Problem sind die sogenannten "Mittelmeerkrankheiten" Babesiose, Leishmaniose, Ehrlichiose, deren Behandlung sehr aufwändig ist, meist kommen Unterernährung und Parasitenbefall dazu. Um die Hunde ausreichend versorgen zu können, ist die Unterstützung durch Tierschutzvereine und Privatpersonen, die sich aufopferungsvoll um die häufig verängsigten und psychisch traumatisierten Tiere kümmern, unbedingt nötig. Obwohl der Galgo in Spanien als reiner Gebrauchshund angesehen wird, gibt es auch dort mehr und mehr Menschen, die einen oder mehrere Galgos als Haushunde halten. Inzwischen hat die internationale Bewegung, die vor etwa 15 Jahren entstanden ist und die sich für den Schutz der Galgos einsetzt, auch in Spanien viele Unterstützer gefunden.
Nachdem auch schärfere Gesetze nicht zu einer Verbesserung der Situation des Galgo espanol geführt hat, gehen die Initiativen dazu über, ein komplettes Verbot der Jagd mit Galgos zu fordern.
In Deutschland finden jedes Jahr mehrere Protestmärsche statt, um auf das Schicksal der Galgos hinzuweisen.
Einmal in den privaten Tierheimen gut versorgt, führt der Weg der glücklichen Galgos, denen sich die Tür in ein zweites Leben geöffnet hat, über die Pflegestellen der Tierschutzorganisationen in eine neue Welt, eine Welt mit genügend Futter, streichelnden Händen und weichen Sofas. Die wilde Jagd nach dem Hasen wird mehr und mehr Erinnerung, sie bleibt den Träumen genauso vorbehalten wie manche Misshandlung, die die Hunde erlebt haben. Irgendwann ist es soweit, der ängstliche Blick wird kecker, das anfangs vorsichtig aufgenommene Leckerli wird eingefordert, das Spielzeug zum ersten Mal in die Luft geworfen, der Mensch das erste Mal angeschmust. Denn auch, wenn der Galgo ein Windhund, ein Jagdhund, ist, so reichen ihm schöne Spaziergänge und ein, zwei Toberunden, um zu Hause ganz Couchpotatoe zu sein, ruhig und ausgeglichen, liebevoll, menschenbezogen und anschmiegsam.