Aus der Heimat vertrieben

Bericht aus Bangladesch 2017/18

Tausende. Hunderttausende. Mehr als eine halbe Million. Frauen, Kinder und Männer. 

Seit August des vergangenen Jahres sind aus dem Rakhaing-Staat in Myanmar 688'000 Menschen nach Cox's Bazar in Bangladesch geflohen. Vor Gewalt und Zerstörung, vor Elend und Tod. In Bangladesch werden sie sicher und geborgen sein. Hofften sie. 

688'000 Menschen.

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An manchen Tagen kommen immer noch bis zu 3000 Menschen über die Grenze, getrieben von den gleichen Ängsten und der gleichen Hoffnung.

Inzwischen haben sich rund eine Million Menschen im Camp in Cox'Bazar versammelt. Die Ausmasse dieses Camps sprengen die Vorstellungskraft. 

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Die Zukunft einer ganzen Generation Kinder steht
auf dem Spiel

©IFRC

Unter den 688'000 geflohenen Menschen sind 380'000 Kinder unter 18 Jahren. UNHCR schätzt, dass etwa 7600 Kinder von ihren Familien getrennt sind und versuchen, sich alleine durchzuschlagen. 

Das Leben in den Camps in Bangladesch ist unvorstellbar hart. Für jeden. Doch Kinder und Jugendliche sind besonders verletzlich. Sie wissen nicht, wie sie mit der Gewalt umgehen sollen, die sie erlebt haben oder derer sie Zeuge wurden. Sie stehen Unterernährung und Krankheiten gegenüber, sie sind den Möglichkeiten für Bildung und Ausbildung beraubt, sie werden verschleppt und ausgebeutet, die Mädchen zwangsverheiratet.

Das Schweizerische Rote Kreuz ist deshalb vor Ort und hilft. Gemeinsam mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften. 

254'000 Menschen mit Material für Notunterkünfte versorgt.

105'400 Lebensmittelpakete verteilt.

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76'300 Menschen im
Feldspital behandelt.

58'000 Menschen 
psychosozial betreut.

©Finnisches Rotes Kreuz

Von Anfang an vor Ort

Unmittelbar nach Beginn der Krise im Oktober 2017 mobilisierte das Schweizerische Rote Kreuz seine Emergency Response Unit. Insgesamt 21 Delegierte reisten zwischen Oktober und Dezember nach Bangladesch. Darunter auch Sabine Hediger, die als Gesundheitsfachfrau beim Aufbau des Rotkreuz-Feldspitals in Cox's Bazar half und mittlerweile schon ein zweites Mal in Bangladesch im Einsatz war. 

Gemeinsam mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften haben wir im Rotkreuz-Feldspital bisher 76'300 Menschen behandelt. 58'000 Menschen erhielten psychosoziale Unterstützung. 

Abseits des Spitals rüsteten unsere Helferinnen und Helfer in Cox's Bazar 254'000 Menschen mit Notfallkits inklusive Material für Unterkünfte, Decken, Mosquitonetzen und Hygiene-Kits aus. Sie verteilten rund 105'000 Lebensmittelpakete und über 400'000 Liter Trinkwasser.

Kein Ende in Sicht

Der Einsatz im Feldspital, das inzwischen vom Finnischen Roten Kreuz geführt wird, läuft so lange weiter, bis wir eine Alternative gefunden haben. Aktuell rechnen wir bis mindestens Mai. Es kann aber auch bis zum Ende des laufenden Jahres dauern. 

Der Mittelbedarf ist dementsprechend weiterhin hoch, hängt aber von der Planung der weiteren Phasen ab. Grundsätzlich ist die Situation der Flüchtlinge nach wie vor schwierig und unklar. Ausserdem steht die Regenzeit an.

Parallel zur Nothilfe arbeiten wir an einem längerfristigen Engagement. Zusammen mit dem Roten Halbmond von Bangladesch und andern Partnern bauen wir drei multifunktionale Zentren auf, in denen vor allem Frauen und Kinder Schutz, Beratung und medizinische Hilfe erhalten. Der Suchdienst des Roten Kreuzes wird vor Ort sein, um Familien bei der Suche nach vermissten Angehörigen zu unterstützen. 

Da Unterernährung ein grosses Problem ist, arbeiten wir bei dem Projekt mit der Organisation "Action contre la faim" zusammen. Diese untersucht Kinder systematisch und gibt ihnen bei Bedarf Zusatznahrung. Ebenfalls ein wichtiger Partner ist das Gesundheitsministerium, das in den Zentren medizinische Dienste anbieten will.

Mit Unterstützung der Glückskette bauen wir zudem dringend benötigte sanitäre Anlagen in den Camps und verbessern so die hygienischen Verhältnisse.