100 Milliarden für die Energiewende

Die KfW finanziert den Übergang zur nachhaltigen Energieversorgung - mit Erfolg 

Die KfW Bankengruppe ist der größte Finanzierer der Energiewende in Deutschland. Die KfW unterstützt das Ziel der Bundesregierung, die Energieerzeugung auf erneuerbare Quellen umzustellen, indem sie günstige Kredite für Kommunen, Unternehmen und Privatleute anbietet. Diese investieren sie in erneuerbare Energien zur Deckung ihres eigenen Strombedarfs sowie in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Anfang 2017 erreichte die KfW einen Meilenstein: Das Finanzierungsvolumen im Aktionsplan Energiewende hat die 100-Milliarden-Euro-Marke überschritten. 

Aktionsplan Energiewende: 103 Mrd. EUR 
von 2012 bis 2016 

Die wesentlichen Bestandteile des Aktionsplans Energiewende sind das KfW-Programm Erneuerbare Energien (23 Mrd. EUR), das Programm Energieeffizient Bauen und Sanieren von Wohngebäuden (56 Mrd. EUR) sowie Programme für Energieeffizienz in Unternehmen und Kommunen (24 Mrd. EUR). Die einzelnen Maßnahmen unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit Zuschüssen. Hier werden die jeweiligen Finanzierungsbeispiele vorgestellt.     

23 Mrd. EUR für Erneuerbare Energien 

Quelle: KfW Bankengruppe, Fotograf: Rüdiger Nehmzow

Energie aus eigener Ernte:
KfW-Kunde Westhof Bio

Quelle: KfW Bankengruppe, Fotograf: Rüdiger Nehmzow

Rainer Carstens, 59, und Paul-Heinrich Dörscher, 49, heizen mit regenerativen Energien. In einem ihrer Gebäude muss es fast das ganze Jahr über mollig warm sein, deshalb haben sie daneben gleich ein Blockheizkraftwerk gebaut. Das Gebäude ist Deutschlands größtes Bio-Gewächshaus. Es steht in Wöhrden im schleswig-holsteinischen Dithmarschen. In dem Landstrich unweit der Nordseeküste bilden Windräder die Skyline, auf den Feldern wächst neben anderen Gemüsesorten Kohl besonders gut und viel. 

Carstens und Dörscher, Inhaber des Landwirtschaftsbetriebs Westhof Bio, haben aber auch einen neuen Markt im Auge: Biotomaten aus Deutschland. Nach Bioland-Kriterien angebaut, energetisch verantwortungsvoll produziert. Nach Jahren der Planung wagten sie sich an die Zwölf-Millionen-Investition, weil sie in Edeka eine Lebensmittelkette fanden, die ihnen alle Biotomaten abnahm. Seit 2013 gedeihen die roten Früchte im feuchtwarmen Klima des vier Hektar großen Bio-Treibhauses. 1.300 Tonnen ernteten die Pflücker im vergangenen Jahr. Seit 2016 werden auch Biogurken und Biopaprika angebaut.

Riesige Gewächshäuser gibt es in Deutschland viele, nach ökologischen Kriterien betriebene nur wenige. Das Blockheizkraftwerk auf dem Westhof läuft mit Gas aus der eigenen Biogasanlage. Mit deren Rückständen wird der Boden im Gewächshaus gedüngt, die Anlage liefert zudem den für die Tomatenzucht wichtigen Stickstoff. Mit Regenwasser aus dem Rückhaltebecken neben dem Gewächshaus werden die Tomaten bewässert. Das Projekt finanzierte der Westhof mit Mitteln aus dem KfW-Programm ›Erneuerbare Energien Premium‹.

20 Kilo Tomaten isst jeder Deutsche im Jahresschnitt. Bioware aus Deutschland ist selten und deshalb gefragt. 

"Der ökologische Gedanke spielt bei unseren Stammkunden eine große Rolle"
Maike Carstens, 31

Wie ihre drei Geschwister arbeitet auch sie im elterlichen Betrieb. Nach einer Ausbildung zur Großhandelskauffrau und einem Betriebswirtschaftsstudium in Kiel und Hamburg ist sie jetzt zuständig für Vertrieb und Marketing. »Für gesunde Ernährung habe ich mich schon immer interessiert«, sagt sie, »das wurde uns in die Wiege gelegt.«

Ihr Vater war einer der Bio-Vorreiter in dieser Gegend. Rainer Carstens stellte den Westhof, den er 1978 von seinem Vater übernommen hatte, 1989 auf biologischen Landbau um. Sein Nachbar Dörscher, dessen Familie seit gut 150 Jahren Landwirtschaft in Dithmarschen betreibt, schaute sich das ein paar Jahre an und dachte zunächst: »Was macht der Rainer da? Ohne Tiere? Der hat ja den ganzen Winter nichts zu tun.« Er selber merkte, dass er Jahr für Jahr mehr spritzte, um die Erträge zu halten. 2002 taten sich Carstens und Dörscher zusammen. Heute haben sie rund 1.000 Hektar unterm Pflug. Westhof Bio ist damit einer der größten Bio-Gemüsebetriebe in Deutschland. Er beschäftigt 110 Mitarbeiter, davon 20 im Gewächshaus, und noch mal so viele Saisonkräfte.

2014 hat der Westhof zum ersten Mal alle Energien, die er verbraucht, selbst erzeugt. Kleegras aus eigenem Anbau sowie der Abfall aus Feldproduktion und Gemüsefrosterei liefern das Biogas fürs Blockheizkraftwerk. Die Abwärme aus der Frosterei hilft zusätzlich beim Beheizen des Gewächshauses.

56 Mrd. EUR für Energieeffizientes Bauen und Sanieren von Wohngebäuden 

Quelle: KfW Bankengruppe, Fotograf: Claus Morgenstern

Neues Leben in der alten Scheune und viel Platz für die junge Familie

Quelle: KfW Bankengruppe, Fotograf: Claus Morgenstern

Für Anja Klinger und Holm Sommer war die alte Scheune eigentlich zu groß – und darum war sie genau richtig. Auf der Suche nach einem Heim für die junge Familie hatten die beiden den mehr als hundert Jahre alten Agrarbau in Frankenthal östlich von Dresden entdeckt: Bis zum Dachfirst mehr als sechs Meter hoch und mit einer Innenfläche von über 550 Quadratmetern. Doch Klinger und Sommer hatten sich in den rustikalen Bau verliebt. Und sie hatten eine Idee, mit der man der alten Scheune ein neues Leben geben konnte: „Lass uns einfach ein kleineres Haus zum Wohnen ins große setzen!", rief Anja Klinger aus. So geschah es. Außen änderten die beiden fast nichts, wie Holm Sommer berichtet: „Wir haben nur die Betondachsteine aus DDR-Zeiten durch rote Ziegel ersetzt, ein paar Putzschäden ausgebessert und an den Längsseiten zwei Tore ausgebaut." 

KfW-Förderung: Programm 153 „Energieeffizient Bauen"

Wer ins Haus geht, findet sich in einer raffinierten Kombination von Alt- und Neubau wieder. Gipskartonwände und Decken sind in das historische Holzgerüst eingebaut; die Wände im ersten Stock stehen darauf. Wo es ging, haben Klinger und Sommer die Balken frei sichtbar gelassen. Jetzt ergänzen sich die historische Struktur und der schlichte, weiße Einbau. Licht fällt durch die verglasten Torbögen und durch Giebel-, Wand- und Dachfenster. Kleinere Räume wie Kinder- und Schlafzimmer oder die Bäder präsentieren sich innen komplett modern. Aber auch sie sind so präzise hinter den vorgefundenen Fensterlöchern platziert, dass keine neuen Wanddurchbrüche nötig waren. Das neue Haus füllt das alte längst nicht aus. Auf der Südseite sind etwa fünf Meter Abstand zwischen Alt- und Neubauwand. Da trocknet Wäsche, lagern Möbel und parkt ein Motorrad. „Hier kommt vielleicht noch ein Kinderzimmer hin", erklärt Anja Klinger. „Oder ich baue mein Architekturbüro ein.“ Auf der Nordseite ist der freie Raum sogar dreimal so groß. Im Erdgeschoss reicht das für zwei Autos und für das Toben der Kinder bei Regen und Schnee.  

Energiesparen: Heizung mit Erdwärme, solare Wassererwärmung, Wärmedämmung auch durch unbeheizten Raum zwischen Alt- und Neubau 

Das Haus vereint scheinbar Unvereinbares: Es ist ländlich-romantisch und modern-komfortabel, es ist geräumig und energiesparend, familienfreundlich und landwirtschaftlich-nützlich. Es liegt am Steilhang und ist mit seinen Eingängen auf allen Etagen barrierearm. Es ist darüber hinaus auch noch Hightech: Der Kommunikationstechnik-Ingenieur Holm Sommer hat ein Informationssystem eingebaut, das jetzt die Heizung steuert, abends zentrales Bedienen aller Lichtschalter erlaubt, Alarm von den Rauchmeldern durchgibt und automatisch überwacht, ob alle Türen und Fenster richtig geschlossen sind. 2015 hat das "Haus im Haus" den 1. Preis beim KfW Award "Bauen und Wohnen" erhalten.  

24 Mrd. EUR für Energieeffizienz in Unternehmen und Kommunen

Quelle: KfW Bankengruppe, Fotograf: Christian Irrgang

Klimaschutz am Fließband: KfW-Kunde Flensburger Brauerei

Quelle: KfW Bankengruppe, Fotograf: Christian Irrgang

Drei Mal hat die Flensburger Brauerei KfW-Förderung in Anspruch genommen. Bereits 2013 wurde in Flensburg mit Hilfe eines zinsgünstigen KfW-Kredits von einer Million Euro ein eigenes Blockheizkraftwerk installiert. Es liefert seither 410 Kilowatt Strom pro Stunde und 550 Kilowatt Abwärme, mit denen die Flaschenreinigungsanlage versorgt, das Brauwasser erwärmt und im Winter sogar die Heizung unterstützt wird. 

Vor allem in Norddeutschland mag man sein Pils am liebsten herb, doch „Flens" geht längst weltweit über den Tresen. Die Flensburger Brauerei exportiert in rund 40 Länder. Selbst in den USA und in China macht es „plop'". Der Gesamtabsatz der Brauerei ist von rund 437. 000 Hektolitern im Jahr 2011 auf mehr als 520.000 Hektoliter (Marke Inland) im Jahr 2015 gestiegen. Ein Engpass in der Produktion sollte durch den Umbau der Lager- in die Produktionshalle gelöst werden. Die Finanzierung stemmte die Flensburger Brauerei über ihre Hausbank, die NORD/LB, ebenfalls in Kooperation mit der KfW, denn die Modernisierung umfasste eine Dachdämmung und eine moderne Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Insgesamt rund 714. 000 Euro erhielt die Brauerei für diese Investitionen aus dem KfW-Energieeffizienzprogramm Energieeffizient Bauen und Sanieren. Der Tilgungszuschuss beträgt fünf Prozent. Der Energiebeauftragter Volker Carstens hat kalkuliert, dass die Modernisierung dem Betrieb hilft, künftig rund 30 Tonnen CO2 im Jahr zu sparen. 

„Wir haben uns im Rahmen der ISO-50001-Norm dazu verpflichtet, ein Energiemanagement aufzubauen, um unsere Energieeffizienz systematisch zu verbessern." Volker Carstens, Energiebeauftragter der Flensburger Brauerei

Im Zuge der Planungen geriet ein weiteres Sparpotenzial ins Visier: die Förderanlage, die Produktions- und Lagerhallen miteinander verbindet. Sie befindet sich in einem rund 70 Meter langen Tunnel, der quer unter einer Straße verläuft. „Die Anlage war in die Jahre gekommen", so Carstens. Die Lösung: neue Förderbänder, effiziente Motoren und intelligente Steuerungstechnik. Ein Kredit über knapp 700. 000 Euro, den die Brauerei im Rahmen des KfW-Energieeffizienzprogramms Produktionsanlagen/-prozesse beantragte, schuf Fakten. Die neue Anlage ist bereits in Betrieb und verbraucht bis zu 30 Prozent weniger Strom als die alte. Eine Einsparung, die sich auszahlen wird, schließlich ist das Förderband so etwas wie die Hauptschlagader des Betriebs: Es transportiert in jede Richtung rund 7,5 Millionen Kisten im Jahr. 

Bald werden es noch mehr: Hier sollen künftig 40. 000 Flaschen stündlich an fünf Tagen rund um die Uhr über die Bänder laufen. Und wenig später in dunkelblauen Kisten vom Hof rollen. 

Redaktion: Alia Begisheva (Text), Verena Mohrenweiser (Bild)